Nun, nach einer Trennung verhält man sich gegenüber dem Expartner eigentlich erst mal gar nicht mehr, ob er oder sie nun narzisstisch ist oder nicht. Sonst ist es kein richtiges Schlussmachen, sondern ein halbes, unvollständiges. Allerdings sind diese Pseudotrennungen alles andere als selten: Die Form der Beziehung verändert sich zwar – man schläft nicht mehr mit dem oder der Ex, sondern irgendwann mit einem anderen Menschen –, die Dynamik bleibt jedoch durch den aufrechterhaltenen Kontakt nahezu unverändert erhalten. Die Betroffenen führen dann faktisch zwei Beziehungen: eine alte, asexuelle, destruktive, und parallel dazu eine neue, intime, die aber von Anfang an beschränkt und belastet ist und in der Folge meist auch nicht lange hält.
Für Narzissten und Narzisstinnen ist das natürlich ein gefundenes Fressen: Sie können den psychischen Missbrauch, von dem sie sich genährt haben, nahtlos weiterführen und ausserdem mit fiesen Bemerkungen und erotischen Annäherungsversuchen die neue Beziehung sabotieren. Oder dafür sorgen, dass eine solche gar nicht erst entstehen kann, indem sie dem Expartner immer wieder ein lähmend schlechtes Gewissen einreden und sie oder ihn damit auf teuflische Weise an sich binden. Dafür eignet sich eine Trennung natürlich besonders gut, denn irgendeiner muss ja schuld sein daran – und das ist mit Sicherheit nicht der Narzisst. Sagt der Narzisst.
Sie sollten den Kontakt vollständig einstellen, sich also nicht mehr melden und auf keine Nachricht mehr reagieren, egal wie provozierend sie ist. Sonst gehen die kranken Spielchen noch ewig weiter. Schreiben Sie eine letzte Mitteilung, z.B.: «Ich brauche jetzt Zeit für mich. Bitte kontaktiere mich nicht mehr. Alles Gute.» – und blockieren Sie den Kontakt danach. Das ist radikal, aber leider notwendig.
