Dafür gibt es mehrere Gründe, und sie sind leider alle gleich
betrüblich. Erstens liegt es in der Natur der Diskussion, dass diese
nicht gleichberechtigt geführt wird, sonst müsste sie gar nicht erst
geführt werden. Würden Männer sich in gleichem Masse wie Frauen
für Gleichberechtigung einsetzen, wäre diese längst vollzogen. Es ist wie beim Rassismus: Hätten Täter so viel Interesse daran, ihn
aus der Welt zu schaffen, wie die Opfer, wäre er bereits damit aus
der Welt geschafft.
Zweitens, und auch das gehört zum Wesen des
Problems, gilt Feminismus noch immer als eine rein weibliche und
somit unmännliche Angelegenheit, sozusagen eine politische Form
der Menstruation. Ein Mann, der Sympathie für feministische
Anliegen äussert oder sich gar als Feminist bezeichnet, macht sich
bei anderen Männern sofort zum Gespött. Kein Wunder, wenn man
bedenkt, dass Männer, die einander mangelnde Männlichkeit
unterstellen, dies tun, indem sie Namen des weiblichen
Geschlechtsteils verwenden.
Und drittens hilft es nicht, dass viele Frauen glauben, von Haus aus
besser zu wissen, was Feminismus bedeute, und Männer, die sich
dafür einsetzen, dafür tadeln, dies nicht richtig zu tun. Anders
gesagt: Es gibt nicht wenige Frauen, die tatsächlich glauben,
Feminismus sei Frauensache – und Männer radikal von der
Diskussion und der Teilnahme ausschliessen, weil sie Männer sind.
Männer werden sehr gern angeklagt, kritisiert und zurechtgewiesen,
aber viel zu selten integriert.
Die Problematik ist also gewiss nicht nur einem Geschlecht zuzuschreiben. «Feminismus» ist letztlich ein unglücklich gewählter Begriff. Er lässt sich vom einen Geschlecht komplett vereinnahmen und exkludiert das andere. Wie dem auch sei: Ihr Mann hat unrecht – Ihre Aufgabe wäre es jedoch, ihm aufzeigen, was er konkret tun könnte.