Mögen Sie Äpfel mit Senf? Eine Kombination, die nicht offensichtlich ist, aber ich muss sagen: Das Säuerliche des Apfels mit der Schärfe des Senfs, das ist durchaus interessant.
Mein heutiges Thema ist ein bisschen wie die Äpfel mit Senf – zwei Dinge, bei denen sich die meisten Leute denken: Was haben denn die beiden miteinander zu tun? Es geht um Wissenschaft und Diplomatie. Zwar tüfteln die einen im Labor, während die andern am Verhandlungstisch feilschen – aber wie bei den Äpfeln mit Senf gibt es durchaus Berührungspunkte. Und genau dort wird es interessant.
Wissenschaftlerinnen und Diplomaten suchen beide Lösungen für komplizierte Probleme. Weil die Forschenden das heute global tun, braucht es internationale Verträge und Forschungsabkommen, und diese werden von Diplomatinnen und Diplomaten ausgearbeitet. Aber auch die Diplomatie braucht die Hilfe der Wissenschaft, um internationale Herausforderungen angehen zu können.
Sagen wir, es gibt eine Hungersnot, eine Flüchtlingskrise oder beides. Dann müssen Uno, IKRK und andere wissen, wo die Leute überhaupt sind, um wie viele Menschen es geht, welche Hilfsgüter sie brauchen und wie diese am besten zu ihnen kommen. Hier können Forscherinnen und Forscher mit neustem Know-how aus Daten- und Computerwissenschaften helfen.
Auf Initiative des früheren Spitzendiplomaten und heutigen ETH-Professors Michael Ambühl und der ehemaligen Aussenministerin Micheline Calmy-Rey haben die ETH und die Uni Genf kürzlich ein gemeinsames Labor für die Wissenschaft in der Diplomatie gegründet. Dieses kombiniert gleich zwei Schweizer Trümpfe: innovative Forschung und internationale Vernetzung. Das Labor will untersuchen, wie Verhandlungen mit quantitativen Methoden erfolgreich geführt werden können, wie man verhindert, dass Fake News internationale Verhandlungen stören, aber auch, wie man sicherstellen kann, dass der technische Fortschritt nicht nur den Menschen in den reichen Ländern zugutekommt.
Sie sehen also: Wissenschaft und Diplomatie haben mehr miteinander zu tun, als man auf den ersten Blick denken könnte – und in der Schweiz passiert in diesem Bereich gerade sehr viel. So gibt es seit Anfang Jahr auch einen Sonderbeauftragten für Wissenschaftsdiplomatie, eine Initiative zur Stärkung der Uno-Stadt Genf oder eine Partnerschaft von ETH, EPFL und IKRK zum Einsatz von Ingenieurwissen in der humanitären Hilfe. Ich bin gespannt, was diese Initiativen alles bewirken werden – und freue mich als Genfer in Zürich auch, dass bei der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Diplomatie viel über den Röstigraben hinweg kooperiert wird.