Professor Hengartner erklärt das CO₂-Gesetz
Fakten und Meinungen

Michael Hengartner ist Präsident des ETH-Rats – und damit so etwas wie der Chef-Forscher der Schweiz. In seiner Kolumne erklärt er Wissenswertes aus der Wissenschaft. Diese Woche: die Fakten zum CO₂-Gesetz.
Publiziert: 02.05.2021 um 08:36 Uhr
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Aktualisiert: 03.05.2021 um 06:42 Uhr
Michael Hengartner (53) ist Präsident des ETH-Rats und Kolumnist im SonntagsBlick Magazin. Zuvor war der Biochemiker Rektor der Universität Zürich.
Foto: Nathalie Taiana
Michael Hengartner

Das gab ja ziemlichen Wirbel: Über 100 Schweizer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben kürzlich einen Aufruf für ein Ja zum CO₂-Gesetz veröffentlicht, über das wir im Juni abstimmen. Das sei nicht die Rolle der Wissenschaft, fanden einige. Andere meinten, die Forschenden sollten Fakten liefern und keine Meinungen. Gerne präsentiere ich Ihnen in diesem Sinne heute einige Fakten.

Das Klima erwärmt sich. Im Vergleich zur vorindustriellen Zeit, also um die Jahre 1850 bis 1900, sind wir weltweit bereits bei plus einem Grad. In der Schweiz ist es sogar schon zwei Grad wärmer geworden. Gerade bei uns jagen sich in den letzten Jahren die Hitzerekorde. Es wird spürbar trockener, und von den 2150 Schweizer Gletschern, die es 1973 noch gab, sind heute gerade mal noch 1400 übrig.

Die Erwärmung schadet uns. Die Klimaerwärmung führt in der Schweiz zu heisseren, trockeneren Sommern, zu mehr Erdrutschen und Überschwemmungen, mehr Gesundheitsproblemen, zu Problemen für einheimische Tierarten, aber auch zu Problemen für die Landwirtschaft. So treiben Kirschbäume, Aprikosen, Reben oder Apfelbäume immer früher aus – was sie anfällig für späten Frost macht. Das haben wir gerade in diesem Jahr wieder gesehen. Die Ernten werden 2021 schmaler ausfallen.

Die Klimaerwärmung ist menschgemacht. Seit der Industrialisierung haben wir in grossem Stil Kohle und später Erdöl verbrannt. Damit haben wir riesige Mengen CO₂ in die Luft gepustet. In der Schweiz stossen wir Jahr für Jahr über 45 Millionen Tonnen CO₂ aus. Dieses sammelt sich in der Atmosphäre und bewirkt dort einen Treibhauseffekt.

Das Pariser Klimaabkommen ist der Versuch, die Erhitzung des Klimas zu bekämpfen. Rund 200 Staaten (also praktisch alle!) haben sich verpflichtet, ihre Emissionen zu reduzieren und so die Erwärmung einzudämmen. Auch die Schweiz hat das Abkommen ratifiziert. Sie hat sich verpflichtet, ihre Emissionen bis 2030 zu halbieren.

Mit dem CO₂-Gesetz wollen Bundesrat und Parlament dieses Versprechen halten. Das Gesetz umfasst konkrete Massnahmen zur Verminderung der Emissionen, etwa beim Bauen oder im Verkehr. Es fördert aber auch die Innovation, stärkt so die Wirtschaft und schafft Arbeitsplätze. Ausserdem reduziert es unsere Abhängigkeit von ausländischen Erdölkonzernen. Und damit die Massnahmen sozialverträglich umgesetzt werden können, fliessen zwei Drittel der Lenkungsabgaben an die Bevölkerung zurück.

So weit einige Fakten. Es sind diese Fakten, welche die 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dazu veranlasst haben, sich für ein Ja zum CO₂-Gesetz einzusetzen. Ob Sie zu denselben Schlussfolgerungen kommen, ist selbstverständlich Ihnen überlassen.

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