Ihre Partnerin ist offenbar eine fanatische Anhängerin des herrschenden Männerbilds. Dieses besagt, dass ein Mann klaglos zu funktionieren, Geld zu verdienen und immer stark und unerschütterlich zu sein hat. Ausserdem muss er seine Partnerin «auf Händen tragen», wie es gern formuliert wird. Sein Daseinszweck besteht also in reiner Leistung. Indem Sie nun Bedürfnisse anmelden und überdies auch noch regelrechte Gefühle, irritieren Sie Ihre Partnerin wie ein Auto, das plötzlich das Ziel im Navi ändert, weil es woanders hin möchte.
Das zweite Problem ist die kindische und alles andere als partnerschaftliche Art, wie Ihre Partnerin auf diese Irritation reagiert: Sie gesteht Ihnen noch nicht mal eine Minute lang zu, Ihre Meinung zu vertreten, sondern bekämpft diese, indem sie ihre eigene darüberstellt. Damit befinden Sie sich in einem unlösbaren Konflikt: Sie wollen verstanden und respektiert werden, und Ihre Partnerin will, dass Sie den Mund halten, weil ihr das, was dort herauskommt, nicht gefällt.
Weitere Kolumnen von Thomas Meyer
Eine Beziehung funktioniert nur, wenn die Bedürfnisse und Ansichten beider Partner und Partnerinnen gleichermassen Raum erhalten. Leider müssen vor diesem Hintergrund die meisten Verhältnisse als komplett dysfunktional bezeichnet werden. Erschreckend viele Menschen interessieren sich ausschliesslich dafür, dass ihre eigenen Wünsche verwirklicht werden, und hassen ihr Gegenüber, wenn es nicht brav kooperiert. Man nennt das auch Tyrannei.
Versuchen Sie noch einmal, Ihrer Partnerin klarzumachen, dass Ihre Meinung gleich viel Gewicht hat und Sie als Partner nicht nur Pflichten, sondern auch Rechte haben. Wenn sie es partout nicht begreifen will und weiterhin auf emotionaler Alleinherrschaft besteht, gibt es keine Alternative zur Trennung. Mit so einer unreifen Person darf man nicht zusammen sein.