Meyer rät – die Reaktion im Westen auf den Hamas-Terror
«Sind die Opfer jüdisch, sieht die Sache ganz anders aus»

Der Terrorangriff der Hamas ist schrecklich, aber eine angemessene Reaktion auf die israelische Siedlungspolitik, sagen viele. Zu Recht?
Publiziert: 21.10.2023 um 18:14 Uhr
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Aktualisiert: 22.10.2023 um 13:09 Uhr

Nein – und gleich nochmals nein. Was die Hamas am 7. Oktober 2023 veranstaltet hat, ist ein ultimatives Verbrechen, das durch nichts zu rechtfertigen ist. Die Brutalität und Niedertracht, mit der die Täter zu Werke gingen, ist beispiellos. Nicht einmal der Islamische Staat brachte es fertig, Babys zu köpfen.

Wenn Islamisten losziehen, um zu morden, so wie sie es in London, Madrid und Paris getan haben, kommt niemand auf die Idee, darin eine «angemessene Reaktion» auf irgendetwas zu sehen. Diese Taten werden als das betrachtet, was sie sind: Terrorismus. Verbrechen aus purem Hass, mit dem Ziel, möglichst vielen Menschen möglichst viel Schmerz zuzufügen. 

Sind diese Menschen jedoch jüdisch, sieht die Sache ganz anders aus. Dann heisst es, man müsse «beide Seiten sehen» – als gäbe es eine zweite. Dann sollen die Opfer ihr Schicksal mitzuverantworten haben.

Dabei eignet sich die israelische Siedlungspolitik durchaus, als Anlass herbeigezogen zu werden. Auch sie ist ein Verbrechen. Aber keines dieser diabolischen Qualität. Diesen Unterschied in der Bewertung der Gewalt müssen wir machen. Viele israelische Siedler sind schlicht kriminell, aber sie sind noch nie zu Tausenden in arabische Dörfer eingefallen, um dort Frauen zu vergewaltigen.

Die Hamas muss zerstört werden, so wie der Islamische Staat zerstört werden musste. Dem palästinensischen Volk muss gleichzeitig ein Angebot gemacht werden, wie man mit ihm koexistieren will. Es ist eine eklatante Schwäche der israelischen Politik, dass sie seit geraumer Zeit keine solchen Angebote macht. Vermutlich ist sie gar nicht mehr in der Lage dazu. 

Wer aber Terrorismus rechtfertigt, kaum trifft er Juden, sollte sich fragen, welches hässliche Ressentiment ihn oder sie zu dieser intellektuellen Fehlleistung verleitet hat.

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