Geschieht ein Unfall oder ein Verbrechen, ermittelt die Polizei den Schuldigen und führt ihn der Justiz zu. Denn das Gesetz besagt, dass jemand, der andere schädigt, bestraft werden muss. Die gleiche Logik wenden wir auch in unserem Privatleben an, wenn
unser Partner die Beziehung beendet. Dann erklären wir ihn zum Schuldigen und bestrafen ihn, indem wir ihm hemmungslos zürnen, mitunter jahrzehntelang. Dem liegen jedoch mehrere Denkfehler zugrunde. Erstens haben Beziehungen keine Ewigkeitsgarantie, sondern währen nur so lange, wie beide Partner sie weiterführen wollen. Deshalb gibt es – zweitens – auch keinen Verursacher, der die Beziehung quasi zerstört. Vielmehr findet einer der beiden Partner den Mut auszusprechen, was beide längst fühlen: Es ist vorbei. Und drittens sind Trennungen einschneidende Erlebnisse, die alte Wunden wieder aufbrechen lassen können. Der Partner, der einen
«verlässt», kann einem den Eindruck vermitteln, nicht liebenswert zu sein; und wer das aus der Kindheit kennt, erlebt eine explosive Mischung aus alten und neuen Ablehnungsgefühlen und kann die einen nicht von den anderen unterscheiden.
Mehr Rat von Thomas Meyer
Es ist offensichtlich, dass Ihr Ex-Partner Sie für Verletzungen verantwortlich macht, mit denen Sie nichts zu tun haben, und Ihnen eine Entscheidung nachträgt, die Sie nicht gegen ihn gefällt haben, sondern für sich. Offensichtlich ist auch, dass ihm das alles nicht bewusst ist, sonst würde er Sie nicht seit vier Jahren dämonisieren. Setzen Sie sich also mit ihm hin und fordern Sie ihn auf, Ihnen alles an den Kopf zu werfen, was in ihm gärt. Darauf haben Sie gewiss keine Lust, doch es ist notwendig, um Sie beide von diesem Fluch zu befreien. Helfen Sie Ihrem Ex, indem Sie nachfragen, was ihn genau verletzt und warum. Er wird bestimmt sehen, was wo hingehört.