Kolumne «Wild im Herzen» von Simon Jäggi
Gestresste Finken verstummen

Zebrafinken sehen nicht nur schön aus, sie überzeugen auch mit inneren Werten. Sie sind intelligent, sensibel und verfügen über ein hervorragendes Gedächtnis.
Publiziert: 27.08.2021 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 26.08.2021 um 21:11 Uhr
Simon Jäggi, Mitarbeiter des Naturhistorischen Museums Bern.
Foto: Thomas Buchwalder
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Simon JäggiSänger der Rockband Kummerbuben

Zebrafinken gehören zu den beliebtesten Ziervögeln. So beliebt, dass es sogar Zuchtvereine gibt, die sich ganz den Singvögeln aus Australien verschrieben haben – zum Beispiel die Zebrafinkenfreunde Südliche Nordsee. Wir sind den Anblick so gewohnt, dass wir manchmal übersehen, was für eine spektakuläre Erscheinung die Zebrafinken darstellen – mit ihrem roten Schnabel und den orangen Bäckchen. Zudem gibt es unzählige Farbschläge, die inzwischen gezüchtet wurden.

Dank dickem Blut kommen sie ohne Wasser aus

Da der Import von wilden Vögeln schon seit über 50 Jahren verboten ist, gibt es keinen Austausch mehr zwischen der Wildform und Zuchtvögeln. Ursprünglich stammen die Zebrafinken aus dem Innern des australischen Kontinents, sie leben in grossen Schwärmen und sind Meister darin, grosse Hitze und Trockenheit zu überstehen. Und zwar mit einem Trick: Ihr Blut und ihr Harn verdicken sich. So schaffen sie es, über Wochen ohne Wasser auszukommen.

Zebrafinken sind also nicht nur schön anzusehen, sondern auch interessant – auch für Forschende. Hier drei neue Studien, die sich allein des Gesangs der pfeiffreudigen Vögel angenommen haben.

Verkehrslärm führt zu Lernschwierigkeiten. Forschende am Max-Planck-Institut haben junge Zebrafinken Verkehrslärm ausgesetzt. Das Resultat: Die Vögel hatten länger, um den Gesang zu erlernen und ein eigenes «Lied» zu entwickeln. Eine Erkenntnis, die sich wahrscheinlich auch auf einheimische Singvögel in unseren Städten anwenden lässt.

Geforscht wird nur, wenn es den Vögeln gut geht

Zebrafinken erkennen 42 Artgenossen an ihrem Gesang. Ein Forscher der University of California hat herausgefunden, dass sich Zebrafinken den Gesang ihrer Artgenossen enorm gut merken können. Im Schnitt können sie 42 befreundete Piepmatze am Zwitschern erkennen. Würden wir Menschen das auch hinkriegen?

Gestresste Finken bleiben stumm. Ein Forscher der ETH Zürich hat jüngst herausgefunden, dass die Männchen nur dann singen, wenn es ihnen gut geht. Diese Erkenntnis lässt der Forscher nun auch in seine eigene Arbeit einfliessen: Er führt Versuche nur dann durch, wenn es den Vögeln hörbar wohl ist. Damit nützt er auch seiner Arbeit, die so eher zu verlässlichen Resultaten führt.

Simon Jäggi (41) ist Sänger der Rockband Kummerbuben und arbeitet im Naturhistorischen Museum Bern.

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