Kolumne «Wild im Herzen» über Stacheliges
Igel schnarchen beim Liebemachen

Haben Sie schon Mal von der Igelgrenze gehört, die durch Europa verläuft? Oder sich gefragt, wie es sich mit Stacheln fortpflanzen lässt? Fünf wenig bekannte Fakten über Igel.
Publiziert: 16.07.2021 um 06:32 Uhr
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Simon Jäggi, Mitarbeiter des Naturhistorischen Museums Bern.
Simon Jäggi

Wer seinen Garten naturnah gestaltet, hat gute Chancen, darin einen Igel zu beherbergen. Obwohl nur wenige Tierarten so nahe von uns leben, verbergen die nachtaktiven Igel einige Geheimnisse unter ihren Stacheln. Hier lüfte ich fünf davon.

1. Es gibt nicht nur einen Igel. Bei uns in der Schweiz lebt der Braunbrustigel (Erinaceus europaeus). Durch Europa zieht sich eine imaginäre Igelgrenze. Auf der «linken» Seite im Westen kommt der Braunbrustigel vor, im Osten leben die Weissbrustigel. Zur Igelfamilie gehören aber etwa auch Rattenigel, die gar keine Stacheln tragen.

2. Es gibt blonde Igel. Die Stacheln der Igel waren ursprünglich Haare, die sich zu Stacheln entwickelt haben. Ein junger Braunbrustigel kommt mit circa hundert Stacheln zu Welt, manche auch mit blonden. Es handelt sich dabei nicht um Albinos, sondern um einen zufällig entstandenen Farbschlag. Auf der Kanalinsel Alderney machen die blonden Igel fast ein Viertel der Population aus. Diese geht auf wenige Exemplare zurück, die ausgesetzt wurden und die Farbvariante vererbten.

3. Sex ist auch mit Stacheln möglich. Schmerzhaft kann das Liebesspiel der Igel nicht sein, denn es dauert bis zu einer Stunde. Und ja, Igel paaren sich tatsächlich wie die meisten Säugetiere – von hinten. Die Weibchen legen dabei die Stacheln flach.

4. Wenn Igel schnarchen, schlafen sie nicht. Igel sind bekannt für ihre markanten Laute, etwa für die Schmatzgeräusche, die man hören kann, wenn man bis spätabends im Garten sitzt. Igel können aber auch bellen und fauchen, wenn sie sich bedroht fühlen. Wenn Sie mal ein ziemlich lautes Schnarchgeräusch hören, sind die Igel nicht am Schlafen, sondern beim Liebesspiel.

5. Dachse können Igel fressen. Es gibt nur sehr wenige Fressfeinde, die einem gesunden Igel gefährlich werden können. Dazu gehören Dachse. Sie haben den Dreh raus, einen Igel aufzurollen. Der grösste Feind des Igels ist – wie so oft – der Mensch. Hauptproblem der Igel ist der Verlust an Lebensräumen und unsere zu aufgeräumten Gärten. Zudem sterben viele Igel auf den Strassen. Alleine in Deutschland werden jährlich eine halbe Million Igel totgefahren.

Simon Jäggi (41) ist Sänger der Rockband Kummerbuben und arbeitet im Naturhistorischen Museum Bern.


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