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Kolumne «Alles wird gut» über die Abnehmpille Ozempic
Pille statt Positivity

Eine neue Pille bringt die Kilos zum Purzeln. Das Medikament Ozempic beendet «Body Positivity».
Publiziert: 13.03.2023 um 06:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.03.2023 um 18:59 Uhr
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Ursula von ArxJournalistin und Buchautorin

Das Ideal von Size Zero (Kleidergrösse 32) wurde irgendwann erweitert durch «Body Positivity». Die auf sozialen Netzwerken vielfach geteilte Aufforderung, seinen Körper zu lieben, egal, wie er gerade ist, ob dick, ob dünn, ob straff, weich oder wellig an den Rändern, verkomplizierte den Drang, Hungerkünstlerinnen zu bewundern. Das hatte plötzlich etwas Rückständiges. Das war so wenig woke, so gar nicht divers, eine bestimmte Silhouette absolut zu setzen.

Nike reagierte 2019 mit Plus-Size-Schaufensterpuppen, Mattel schon drei Jahre früher mit Barbies, die weniger lauchig, dafür kurviger daherkamen: Die schicke Lady wurde ergänzt durch die Sexbombe. Und mit Kim Kardashian gab es einen Star, der nicht mehr nur Augen mit Knochen war, sondern Augen mit einem riesigen Hintern, immerhin.

Damit ist jetzt Schluss. In Hollywood, New York und auf Instagram und Tiktok ist der Magerwahn zurück. Wahrscheinlich war er nie verschwunden. Aber immerhin gab es eine kurze Zeit, wo man sich so mochte, wie man war, wenigstens offiziell. Wo es die Hoffnung gab, man könne der rasanten Zunahme von Essstörungen etwas entgegensetzen. Den sich darin ausdrückenden Selbsthass mit Selbstliebe überwinden.

Wie schwierig kann das sein? Offenbar sehr schwierig. Das bodypositive Angebot, den Fehler nicht bei sich selbst suchen zu müssen, sondern in falschen Schönheitsidealen, wird gerade wieder hemmungslos verworfen. Denn jetzt gibt es Ozempic.

Die ursprünglich für Diabetiker entwickelte und seit 2017 verschriebene Pille erlaubt eine Selbstverdünnung ohne Schweissgeruch. Sie drosselt den Appetit, und die Kilos purzeln mühelos.

In den angesagten Kunst-, Mode- und Filmkreisen an der West- und Ostküste Amerikas nimmt Ozempic, wer es sich leisten kann, mehr oder weniger offen bekennend. Für rund 1000 Dollar im Monat ist man dabei.

Ozempic sei das neue Statussymbol, konnte man im «New York Magazine» lesen. Und die Befürchtung wurde geäussert, dass die Diätdroge die Vorstellung dessen, was als schlank erachtet wird, verschieben könne. Size Minus One? Ein Size-Minus-One-Körper, in dessen mächtig hervortretenden Rippen eine Size-Minus-One-Persönlichkeit ruht? Alles wird gut.

Ursula von Arx regt sich jedes Mal darüber auf, wenn sie sich darüber aufregt, wenn ihr ein Kleid ein wenig eng geworden ist. Von Arx schreibt jeden zweiten Montag im «Blick».

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