Kolumne «Alles wir gut» über Chefs und Chefinnen
Frauen dürfen den gleichen Mist bauen wie Männer

Beim Feminismus geht es darum, dass Frauen genauso viel Erfolg, Geld und Schlagkraft haben wollen wie die erfolgreichsten Männer. Aber sie müssen auch den gleichen Mist bauen dürfen. Aktuelles Beispiel: die CS-Verwaltungsrätinnen.
Publiziert: 27.03.2023 um 06:00 Uhr
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Aktualisiert: 26.03.2023 um 18:21 Uhr
Frauen sind nicht notwendigerweise die besseren CEOs oder Chefs sind als Männer.
Foto: Shutterstock
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Ursula von ArxJournalistin und Buchautorin

Schon immer ging es dem Feminismus nicht nur um kostenfreie Brustkrebsvorsorge, sondern auch um das Recht, genauso viel Erfolg, Geld, Spass und Schlagkraft zu haben wie die erfolgreichsten Männer.

Der Trimm-dich-Bestseller «Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin» erschien 1994 und ermunterte zur Egomanie. Das weibliche und allzu lang moralische Geschlecht wurde zur rücksichtslosen Verfolgung der Eigeninteressen angeleitet – natürlich mit dem Versprechen, reicher, mächtiger, glücklicher zu werden.

Auch die Millennial-Generation hatte ihre Hoffnungsträgerin: der «Girlboss». Ein Girlboss, das ist eine in der Regel junge Frau, die ihre Leidenschaft in eine Businessidee umsetzt und damit unverschämt erfolgreich wird. Für ihren Beutezug nach allem, was das Leben zu bieten hat, wurde sie gefeiert. Mit unangestrengtem Selbstbewusstsein zwinkerte der Girlboss dem alten weissen Mann zu – von der Überholspur. Die Fitnessapp-Gründerin Kayla Itsines (Australien) oder die Sexshop-Gründerin Lea-Sophie Cramer (Deutschland) oder die Modeunternehmerin Sophia Amoruso (USA) sind (oder waren) solche Vorbilder. Letztere schrieb ihre Geschichte nieder, «#Girlboss» wurde von Netflix verfilmt. Und wer könnte ein Girlboss sein in der Schweiz? Magdalena Martullo-Blocher?

Jedenfalls sind Vorbilder bewährte Mittel, um die Vorstellung von dem, was man erreichen könnte, zu erweitern. Nur leider hat die Girlboss-Idee ihre Strahlkraft schon wieder verloren. Was zunächst als feministische Selbstermächtigung gelesen wurde, wurde bald als neoliberales Geschäftsgebaren kritisiert, Vorwürfe von Geldgier, Machtmissbrauch, toxischem Betriebsklima wurden laut, es gab Konkurse. Enttäuscht und verwundert stellte man fest, dass Frauen nicht notwendigerweise die besseren CEOs oder Chefs sind als Männer.

Dieses Erstaunen hält an. Und schlägt gerne in Hohn um. Derzeit zum Beispiel, weil die Mehrheit der Verwaltungsräte der untergegangenen Credit Suisse weiblich war.

Nur: Erst wenn Frauen den gleichen Mist bauen können wie Männer ohne speziell als Frauen an den Pranger gestellt zu werden, kann sich der Feminismus abschaffen. Aber erst dann. Alles wird gut.

Ursula von Arx behauptet nicht, dass die CS abschmierte, weil sie noch nie eine VR-Präsidentin oder eine CEO hatte. Und findet das dennoch skandalös. Von Arx schreibt jeden zweiten Montag im Blick.

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