Von einer neuen Mutter wird nicht mehr erwartet, den Geburtsschmerz als lustvoll zu erleben. Weder muss sie ihr Hobby (Tiefseetauchen) noch sich selbst opfern und stattdessen das Windelnwechseln zelebrieren. Kaum einer verlangt von ihr, das Bett in den ersten drei Jahren mit dem Säugling zu teilen oder auf ein Berufsleben zu verzichten, bis das Baby das zarte Alter von 18 erreicht hat. Eine arbeitende Mutter steht nicht länger übermässig im Verdacht, aus Karrieregeilheit ihre Weiblichkeit zu verraten. Und den Nachwuchs in die Krippe zu geben, grenzt auch nicht mehr an Kindsmisshandlung. Ganz im Gegenteil.
Am 1. März stimmt der Nationalrat darüber ab, ob in Zukunft der Bund bis zu 20 Prozent der Kita-Kosten übernehmen soll. Finanzielle Anreize sollen die Mütter vermehrt zurück ins Berufsleben locken. Denn mit rund 130 Franken pro Tag und Kind kommt die externe Betreuung eine Familie teuer zu stehen. Und eine Familiengründung führt in der Schweiz immer noch zu einem typisch weiblichen und einem typisch männlichen Lebenslauf: Die Mehrheit der Väter (87 Prozent) arbeiten Vollzeit ausser Haus, die Mehrheit der Mütter Teilzeit (78 Prozent) oder gar nicht.
Es gibt noch düsterere Zahlen. Auch zehn Jahre nach der Geburt des ersten Kindes ist der Child Penalty für Schweizer Mütter riesig: Sie verdienen im Schnitt 60 Prozent weniger als kinderlose Frauen. Das Vatersein hingegen hat kaum Lohneinbussen zur Folge.
Die Kita-Vorlage könnte als ein längst fälliger Beitrag zur Schaffung weiblicher wirtschaftlicher Unabhängigkeit gesehen werden. Als ein Beitrag zu realer Gleichstellung. Doch argumentiert wird in erster Linie mit einem wirtschaftlichen Nebeneffekt: Dank günstigerer Kinderbetreuung sollen mehr Mütter wieder berufstätig werden, was wiederum volkswirtschaftliche Gewinne zur Folge haben und den Fachkräftemangel abschwächen könnte.
Vielleicht hilft dieses Argument ja dabei, das Anliegen durchzusetzen. Aber was, wenn es nicht stimmt? Wenn, wie eine Studie zu zeigen scheint, günstige Kita-Plätze der Wirtschaft nicht viel bringen?
Dann muss man sich an die Hauptsache erinnern. Die Erziehung der Kinder gehört gleichberechtigt in die Hände beider Elternteile. Neue Väter und neue Mütter sollen die tradierten Rollenbilder überwinden können. Dank genügend und erschwinglichen Kita-Plätzen. Alles wird gut.
Ursula von Arx weiss, dass Kinder aufziehen harte Arbeit ist. Und ist darum dagegen, dass nur Männer sich selbstverständlich davor drücken können. Von Arx schreibt jeden zweiten Montag im Blick.