Hält man sich an Medien, Gleichstellungsreports und Mainstream-Influencer, ist es um unsere Welt schlecht bestellt. Männer unterdrücken demnach den Rest der Menschheit. Alles wüste Typen – je nach Hashtag Schweine, toxisch oder Scheisse. Woraus für das Heer von Meinungsmachern und Gleichstellungsbeauftragten folgt: Am weiblichen Wesen muss die Welt genesen. Sind erst einmal die Frauen an der Macht, wird alles friedlich, harmonisch, gut.
Wirklich? Politikerinnen sind keine Leisetreterinnen. Man denke an Sanna Marin (abgewählt), Jacinda Ardern (vor der Abwahl zurückgetreten), Liz Truss (fulminant, nur kurz im Amt), Giorgia Meloni (freundlich, aber radikal), Marine Le Pen (radikal), Sahra Wagenknecht (ruhig, radikal) oder Alice Weidel (radikal). In Angela Merkel, lange Herrscherin über europäische Geschicke, sehen inzwischen manche eine Zaudererin mit Raute – und Wegbereiterin aktueller chaotischer Verhältnisse. Verflixt.
Erstaunlich, wie viele Männer und Frauen diesen Pseudofeminismus und Männerhass einfach so über sich ergehen lassen. Oder auch nicht. Denn die meisten dürften diese verdrehten Botschaften gar nicht mehr ernst nehmen. Mit unserer Lebenswelt haben sie wenig bis nichts zu tun.
Das belegt Martin Schröder, Professor für Soziologie an der Universität des Saarlandes, in seinem eben erschienenen Buch «Wann sind Frauen wirklich zufrieden?» Er präsentiert die wichtigsten Studien, Zahlen, Fakten der Sozialforschung. Die Resultate sind ein Augenöffner: Frauen sehen sich in den Industriestaaten anders, als Gendertheoretiker ihnen einreden wollen – grossmehrheitlich nicht als Opfer des Patriarchats, sondern als emanzipierte Gesellschaftsmitglieder. Genauso wie die meisten Männer auch.
Dabei gilt: Je freier eine Gesellschaft, desto stärker treten die Unterschiede zwischen Frau und Mann in Erscheinung. Der Grund: Frauen und Männer können alles, aber sie müssen nichts – und haben leicht unterschiedliche Interessen- und Bedürfnislagen. Frauen interessieren sich kulturübergreifend eher für Menschen und soziale Berufe, Männer für Dinge und technische Berufe. Das zeigt sich gerade besonders ausgeprägt in den skandinavischen Ländern, die bekanntlich als gesellschaftlich höchst progressiv gelten. Eben weil da dank ausgebautem Sozial- und Betreuungsstaat alle frei entscheiden können.
Woraus folgt: Frauen und Männer wollen gleichberechtigt leben, aber nicht gleichgestellt. Sie wissen selbst, was sie zufrieden macht – und brauchen keine kompliziert sprechenden Bevormunder.
Es ist also gut bestellt um unsere (Gender-)Welt!
René Scheu ist Philosoph und Geschäftsführer des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) in Luzern.