Zur Sache! Neue Non-Fiction-Bücher
Frank Schätzing schreibt Sachbuch statt Thriller

Gute Laune zum schlechten Klima: Bestsellerautor Frank Schätzing schreibt humorvoll über ein ernstes Thema und erreicht so womöglich mehr Skeptiker, als wenn er den Mahnfinger erheben würde.
Publiziert: 22.06.2021 um 08:58 Uhr
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Aktualisiert: 23.06.2021 um 10:41 Uhr
Ausgelesen von Dr. phil. Daniel Arnet

Die eidgenössische Abstimmung vom letzten Sonntag über das CO2-Gesetz war ein Krimi, Spannung bis zuletzt hinsichtlich des Resultats. Schliesslich stimmten 51,6 Prozent der Schweizer Bevölkerung gegen das «Bundesgesetz über die Verminderung von Treibhausgasemissionen». Damit wollte der Bund «entschiedener gegen den Klimawandel vorgehen». Nun hat die Regierung kein Instrument, um diesen Willen umzusetzen.

«Eigentlich wollte ich ein ganz anderes Buch schreiben, einen Thriller», ist der erste Satz im neuen Buch des deutschen Bestsellerautors Frank Schätzing (64). Damit kennt er sich fraglos aus, denken wir nur an seinen Science-Fiction-Thriller «Der Schwarm» von 2004 oder seinen Polit-Thriller «Breaking News» von 2014. Doch Schätzing schreibt weiter: «Dann dachte ich: Wir sind in einem Thriller. Sie und ich. Nicht als Leser und Autor. Als Akteur.»

Von einem Thriller handelt also Schätzings neues Sachbuch – sein erstes seit «Nachrichten aus einem unbekannten Universum. Eine Zeitreise durch die Meere» von 2006. Der aktuelle Thriller heisst Klimakrise und ist ganz real. «Der Thriller, in dem wir leben, löst kaum etwas auf», so der Kölner Autor, «und wir können das Buch nicht zuklappen, das Kino nicht verlassen.» Eine Dauerbedrohung.

«Nun, wenn Sie Thriller lieben, wissen Sie, was als Einziges gegen Bedrohungen hilft: sie zu verstehen», schreibt Schätzing. Wissen gebe uns Kontrolle und Souveränität. Deshalb liefert er in der ersten Hälfte des Buchs Fakten, zeigt Ursachen und Wirkungen auf, benennt Verursacher, Aktivisten, Politiker und Gegenspieler. «So richtig es ist, die weltgrössten Emittenten in die Kritik zu nehmen, vergisst man doch schnell, dass sie nur unseretwegen existieren», schreibt Schätzing. «Der grösste Treibhausemittent sind wir.»

Eine weitere Anklageschrift an uns? Nichts da! Schätzing schreibt mit viel Humor und stilistischer Brillanz über die Klimakrise. So präsentiert er sie als Thriller in sieben Staffeln – in jeder steigt die Temperatur an. Und er fügt immer wieder Dialoge ein, in denen Sie als Leserinnen oder Leser die Fragen stellen. Und er gibt klare Anweisungen: «Achten Sie beim Gefrierschrank auf die richtige Grösse. Gefriertruhen brauchen eigentlich nur Lebensmittelhändler und Serienmörder.»

«Handeln in der Klimakrise»: Den Untertitel seines Buchs löst Schätzing erst in der zweiten Hälfte ein. Er gibt dort zwar praktische Tipps, allerdings beziehen die sich auf deutsche Institutionen, Produkte und Labels, womit sie für die Schweizer Leserschaft von geringem Nutzen sind. Doch da wir nun kein CO2-Gesetz haben, müssen wir den Titel des Buchs umso mehr beherzigen: «Was, wenn wir einfach die Welt retten?» Denn Klimaschutz beginnt letztlich bei jedem und jeder Einzelnen von uns.

Frank Schätzing, «Was, wenn wir einfach die Welt retten? Handeln in der Klimakrise», Kiepenheuer & Witsch

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