Long Covid ist eine perfide Krankheit. Sie bringt eine Vielzahl körperlicher Einschränkungen mit sich und ist völlig unberechenbar hinsichtlich ihrer Ausprägung und Dauer. Das belastet die Betroffenen und ihre Familien auch psychisch. Erst recht, wenn sie damit auf Unverständnis stossen.
Dass die Lehrerin Ihrem Sohn Faulheit unterstellt und Ihnen somit deren Begünstigung, disqualifiziert sie komplett. Als Lehrperson steht sie in der Pflicht, Ihr Kind nach Kräften zu unterstützen und mit Ihnen eine kooperative Beziehung zu pflegen. Zu beidem ist sie offenbar nicht in der Lage. Stattdessen erhebt sie ihre private Einschätzung zum Mass aller Dinge. Eindrücklicher kann man sein geistiges und menschliches Unvermögen nicht unter Beweis stellen.
Zum Glück ist Long Covid in der Fachwelt mittlerweile als Phänomen anerkannt: Am Kinderspital Zürich gibt es seit längerem eine Long-Covid-Sprechstunde, ebenso am Triemli-Spital. Auch Reha-Kliniken und Akupunktur-Therapeuten haben sich darauf ausgerichtet. Holen Sie sich also die nötige Unterstützung, lassen Sie Ihr Kind krankschreiben und arbeiten Sie mit dem Spital einen progressiven Plan für den Schulbesuch aus. Es ist besser, jeden Tag für ein, zwei Stunden in die Schule zu gehen und sich dann langsam zu steigern, als Montag und Dienstag von früh bis spät und danach für den Rest der Woche im Bett zu liegen. Long Covid bedeutet, dass man nur so viel machen darf, wie man mag – alles darüber hinaus wirft einen sofort zurück.
Wenden Sie sich mit der ärztlichen Verordnung direkt an die Schulleitung und, falls Sie dort ebenfalls nicht ernst genommen werden, an das Erziehungsdepartement. Es mag sich vielleicht gerade nicht so anfühlen für Sie, aber Sie sitzen letztlich am längeren Hebel.
