Als meine Schwester kurzzeitig einmal Mühe hatte, ihr Baby in die Kita zu bringen, sagte ich sinngemäss: «Tua ned so dumm! Miar hän gset, miar sin ned so Gluggena. Er häts super döt, viel anderi Kinder, und er lernt sozial zum si!» Als ich dann mal diesen noch nicht mal einjährigen Knirps selber in die Kindertagesstätte brachte, brach ich bei der Übergabe in Tränen aus. Die Betreuerin schüttelte nur den Kopf und signalisierte mir zu gehen. Alles falsch gemacht. Es wird eine kurze Verabschiedung empfohlen. Umdrehen und zack weg. Dass ich danach vor dem Haus rumlungerte, zwei Mal anrief, um mich zu erkundigen, ob alles gut sei, und im Quartier herumspazierte, als ich erfuhr, dass die Gruppe draussen unterwegs ist, lass ich mal weg. Und das «nur» beim Göttibub!
Jetzt bin ich dran. Und was ich in diesen letzten paar Monaten auf jeden Fall gelernt habe, man sollte VORHER den Mund nicht so voll nehmen und nicht zu schnell verurteilen. Weil NACHHER isch eba doch vieles anders. Wir (man spricht eben, wenn man ein Kind hat, nur noch von «Wir» – wir haben gegessen, wir haben Gaggi gmacht. Gaggi, so las ich grad, heisst übrigens auch ein Bergdorf auf Sizilien) sind gerade in der Eingewöhnung. So nennt man den sanften Kitastart. Mittlerweile glaube ich jedoch, es wäre einfacher, das Kind hinzustellen (wenn es denn schon so gross wäre, dass es stehen könnte. Aber in der Schweiz werden die Babys ja schon fremdbetreut, auch wenn sie noch nicht mal sitzen können) und zu sagen: Ade, merci!
Pädagogisch also geht diese Eingewöhnung schrittweise. Das Kind bleibt immer länger da, der Elternteil immer kürzer. Jetzt sitze ich also im Schneidersitz auf einem Kinderteppich zwischen rotzenden und hustenden Goofen, die mit vollen Windeln und löchrigen Strumpfhosen mein Kind betatschen, und versuche dabei eine coole Miene aufzusetzen. Ich denke an meine Freundin, deren Tochter nach den ersten Kitatagen hohes Fieber bekam. Man ist zum Glück vorgewarnt, hört man doch von allen: «Sobald dein Kind in die Kita kommt, ist es nur noch krank!»
Während die liebe Betreuerin schrittweise versucht, sich meinem Kind anzunähern, klopfe ich die anderen Mitarbeiterinnen ab und überlege mir, sie nach ihrem Strafregisterauszug zu fragen. Dann stelle ich mir die ersten Abschiede vor und merke bereits, wie die Produktion meiner Tränenflüssigkeit ansteigt. Auch weil diese intensive Mami-Kind-Zeit zu Ende geht, in der man morgens noch lange im Bett rumblödelt und stundenlang spazieren geht. Während ich dann wieder täglich am Computer sitze und mir mantramässig sage: «Wir sind keine Gluggen!», wird mein Sohn von Leo und Mia angehustet.