«Und, wie schläft er?» Das fragt so ziemlich jeder. Und das ist so ziemlich die sinnloseste Frage. Denn: Es ändert sich ständig. In den ersten Wochen und Monaten hat so ein Baby noch keinen Rhythmus (und wenn Sie so ein «Früh-Rhythmus-ich-schlaf-die-ganze-Nacht-durch»-Baby haben oder kennen, sagen Sie es mir nicht.) Meine langjährige Erfahrung (ein paar Monate!) hat nun auch mir bewiesen, dass es dieses Karma wirklich gibt. Erzählt man nämlich der Freundin oder der Schwiegermutter, wie brav das Kind letzte Nacht schlief, bekommt man in der nächsten garantiert die Quittung. Und die Quittung kommt in Form von Schlafentzug. Und Schlafentzug ist Folter.
Das mit dem wenig Schlafen sagt einem davor auch niemand so genau (oder man überhört es). Vielleicht ist das auch gut so, wer weiss, was das für die eh schon niedrige Geburtenrate bedeuten würde. Ein kleiner Trost: Es geht allen Neueltern gleich. Wenn nachts im Block vis-à-vis ein Licht brennt und eine Mutter ihr Kind auf dem Arm hin und her wiegt, wird klar: Man ist nicht allein. Wenn die Freundin aus Deutschland, die auch gerade Mama wurde, um 2.35 Uhr per WhatsApp fragt «Bist du auch wach?» und sich nach einer guten Netflix-Serie erkundigt.
Wenn man schon mal wach ist, kann man auch waschen und erst im Liftspiegel merken, dass es mitten in der Nacht ist und man im Pyjama steckt. Oder man kann online shoppen und es erst wieder wissen, wenn die Dinge geliefert werden (als Onlineversandhändler würde ich auf frischgebackene Mütter abzielen, sie sind die Schwächsten: wach, labil und auf der Suche nach einer schnellen Belohnung). Oder man kann nächtlich Schokolade mampfen und muss das dann dem Zahnarzt beichten, weil der sich über «viel» Zahnstein wundert.
Alles halb so schlimm. Schlimm wird die schlaflose Nacht erst, wenn das Baby längst wieder schlummert, aber die Mutter nicht. Man könnte, aber es geht nicht. Wer kann schon auf Kommando einschlafen? Man überlegt dann sogar, das Baby zu wecken, um ein bisschen rumzublödeln, oder einfach dass es auch wach ist. Wär ja nur fair.
Letzte Nacht hat der Sohn super toll geschlafen (die Mutter auch!), aber ich erzähle es Ihnen lieber nicht. Sie wissen schon, Karma!
