Fix zur Gesellschaft
Der Gockala is do

Unsere Autorin ist wütend auf ihren Kollegen, der ist wütend auf einen Güggel und der wiederum auf die Menschen. Eine verworrene Situation.
Publiziert: 11.09.2021 um 15:45 Uhr
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Aktualisiert: 17.09.2021 um 14:38 Uhr
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Nicht jeder hat Freude an einem Hahn.
Foto: plainpicture/Westend61
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Alexandra FitzCo-Ressortleiterin Gesellschaft

«Her mit meine Hennen, der Gockala is do», singt Horst Chmela 1991. Ein schräger Liedermacher aus Wien-Ottakring. Wenn Sie das Lied kennen, tun Sie mir leid, der Güggel-Song ist nämlich ein grauenhafter Ohrwurm. Auch ich komm nicht von ihm los und spiele ihn manchmal früh am Morgen laut ab, wenn mein Partner im Badezimmer ist. Ich finde das sehr lustig. Er nicht so.

Was ich nicht so lustig finde, ist die Haltung meines Redaktionskollegen. Er hat nämlich auch eine Geschichte mit einem Gockala. Die geht so: Er kommt von den Sommerferien nach Hause, und die Nachbarn haben sich einen Güggel zugetan. «Mitten in einem Stadtquartier», betont er. Die Hühner, sagt er, habe er ja gut gefunden. Aber dass nun ein Hahn sechs Meter von seinem Kopfkissen entfernt die ganze Nacht kräht, raubt ihm den letzten Nerv. Er kennt meine Meinung. Ich finde es schön, wenn mich morgens ein Hahn weckt. Okay, eher an einem Ferienmorgen. Das ist für mich Idylle.

Ein paar Tage später verkündet er mit Stolz und einem breiten Grinsen: «Der Güggel ist weg!» Mir schwant Schlimmes. Seine Hausgemeinschaft mitsamt seiner Unterschrift hat einen Brief an die Nachbarn geschrieben. Eine Petition gegen den Hahn. Und dann fügt er an: Es würde ihn schon ein bisschen «aschissa», dass er jetzt einer dieser motzenden Spiessbürger sei. «Zu Recht», sage ich. Sein Anwaltskollege habe ihm ja geraten, das Tier einfach umzubringen. Das gelte lediglich als Sachbeschädigung und gebe eine kleine Geldstrafe (der Kollege wird mich bitten, diesen Teil aus der Kolumne zu löschen). Er regt sich über meine Einstellung auf, die er so beschreibt: «Die hippen Städter, die das Landleben romantisieren – bis sie einen Gockala vor dem Fenster haben.» Dann höre es dann eben auf.

Mittlerweile haben sich andere Kollegen in die Diskussion eingeschaltet, jeder hat eine Meinung. Und jeder kennt so eine Nachbarschaftsgeschichte. Mein Redaktionskollege sagt, er sei sauer auf seine Nachbarn, weil sie ihn dazu brachten, zu einem nörgelnden Nachbarn zu werden. Ich bin sauer auf ihn, weil er den Gockelschrei hasst. Und der Gockel? Der ist sauer auf die Städter.

Früher war alles besser, da hiess es noch: «Her mit meine Hennen, der Gockala is do!»

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