Nach Weihnachten schwor ich mir, es nie wieder zu tun. Erst fühlte es sich richtig gut an. Endlich mal stressfrei Geschenke kaufen. Rechtzeitig. Einfach alles nach Hause liefern lassen. Das erschien mir in dieser Virus-Zeit genau das Richtige. Natürlich hatte ich Bedenken, dass auch ich den Postangestellten so viel Mehrarbeit mache, indem ich einfach vom Sofa aus die Welt zu mir nach Hause bestelle, und natürlich fühlte es sich nicht wirklich wie richtige Weihnachtseinkäufe an (durch die Stadt bummeln, Weihnachtsbeleuchtung, leicht gestresst, Glühwein, alles heimschleppen, noch bitzli mehr gestresst). Aber die Rechnung kam im wahrsten Sinne erst nach den Festtagen.
Ich hatte in meiner Bestell-Euphorie nicht wirklich geschaut, wo ich bestellte. Sämtliche Pakete kamen aus dem Ausland. Das mit den Lieferkosten in die Schweiz hatte ich eigentlich ganz gut und ganz schnell verdaut, aber nach und nach flatterten von DHL Zoll-Rechnungen in den Briefkasten. So musste ich für fast jedes Weihnachtsgeschenk im Nachhinein noch mehr bezahlen. Schöne Bescherung. Sie denken jetzt, warum schwafelt die schon von Weihnachten. Aber ich sags Ihnen, es sind noch vier Monate und in einem Monat liegen in den Geschäften schon wieder Nikoläuse und Christbaumkugeln. Und wenn ich rausschaue, kann der Winter gar nicht mehr weit weg sein. Na ja, auf jeden Fall sagte ich: nie wieder im Ausland bestellen.
Kürzlich bestellte ich einen alten Bilderrahmen. Ja, ich hätte auch lieber im Brocki gestöbert. Aber Zeit ist ein rares Gut. Die Website endete mit «ch», für mich war klar, dass ich also im Inland bestelle. Und ich schwöre, bei der Bestellung stand nichts von Liefergebühren, bloss ein Endbetrag, und der war okay. Jetzt erhielt ich die Rechnung (obwohl ich das Produkt noch nicht habe), und siehe da: Versand fast 30 Franken, also fast ein Drittel des Gesamtbetrags. Ich werde laut. Fluche: «Und dann kommt wohl noch der Scheiss-Zoll dazu!» Und jetzt, wo ich das Produkt verfolge, sehe ich, dass es aus Deutschland kommt. Der Status: Es ist auf dem Weg. Das Symbol: ein Flieger, der abhebt. Der Rahmen wird mit dem Flugzeug kommen! Und zwar geschickt von einem Unternehmen, «das eine breite Palette an internationalen Versandlösungen anbietet».
Ich verspreche es hoch und heilig: von jetzt an gehe ich wieder ins Brocki!