Sich als Eltern zu trennen, ist wohl eine der grössten Herausforderungen, die Menschen in ihrem ansonsten normalen Leben zu bewältigen haben: Einerseits will man als Paar nichts mehr miteinander zu tun haben, andererseits muss man, seinen Kindern zuliebe, als Eltern ein konstruktives, respektvolles Auskommen finden. Vielen gelingt Letzteres aufgrund Ersterem überhaupt nicht – immer wieder hört man von wüsten Racheorgien, die seit Jahrzehnten andauern, bloss weil der eine nicht mehr mit dem anderen zusammen sein wollte.
Dass Sie beide gut miteinander auskommen, ist erfreulich und verdient Anerkennung. Allerdings kann man als getrennte Eltern auch ein bisschen zu gut miteinander auskommen und so die Beziehung faktisch einfach weiterführen – der Umstand, dass es offiziell keine mehr ist, kann das sogar noch erleichtern. Nicht einmal eine neue Beziehung spielt da eine grosse Rolle. Man hat dann einfach zwei: eine alte und eine neue.
Vor allem Ihre Ex-Partnerin scheint sich in dieser Art der Bigamie ganz wohlzufühlen.
Ob sie damit ihr einstiges Territorium gegen Ihre neue Partnerin verteidigt, ob sie Sie insgeheim zurückhaben will, ob sie den vermeintlichen Konkurrenzkampf zweier Männer geniesst oder ob sie sich einfach weigert, mit ihrem Leben voranzuschreiten, ist völlig unerheblich.
Tatsache ist, dass das höchst ungesund ist und Sie beide nur zurückhält. Nun kommt, halt erst nach all den Jahren, die nächste Phase Ihrer Trennung, indem Sie Ihrer Ex klar sagen, wann sie sich bei Ihnen melden darf. Dazu gehören natürlich Notfälle und dringende Erziehungsfragen, der Alltag mit niedlichen Kinderfotos aber nicht. Das passt einfach
nicht mehr zu Ihrer Situation.
Definieren Sie, kommunizieren Sie und setzen Sie die neue Realität durch. Es ist für Sie beide nur zum Besten.