Beim Hausbesuch bei Bekannten fällt eine elegante Bogenlampe im Wohnzimmer ins Auge. Ein vielleicht zu Unrecht unterschätzter Beleuchtungskörper. Im Gegensatz zum Sport, da ist sie ein beliebtes Stilmittel, allerdings bringt sie da kein Licht ins Dunkel.
Sie ist als Alternative zum geordneten Spielaufbau vorgesehen. Manchmal muss das sein (Notfallbogenlampe, zuletzt beim 0:6 in Spanien bei der deutschen Fussball-Nationalmannschaft gesehen), manchmal ist sie die einzig vorhandene taktische Variante im Repertoire von technisch limitierten Aufbauspielern.
Bei häufiger Anwendung können direkte Rückschlüsse auf die mentale Verfassung eines Spielers oder einer ganzen Mannschaft (es brennt, man ist überfordert oder nervös) gezogen werden. Im Unterschied zur Bogenlampe im Wohnzimmer (verschafft freie Sicht, wenn eingeschaltet) vernebelt die sportliche Bogenlampe oft den Blick auf die ungemütlichen Tatsachen: Man weiss nicht, was zu tun ist.
Neue Kategorie für Zahlenstapler
Das Spielgerät ist zwar erst mal weg, aber der Gegner trägt es meist umgehend und mit Vehemenz zurück in die Gefahrenzone, um die nun greifbare Orientierungslosigkeit mit voller Angriffslust auszunützen. Das dürfte sich beim nächsten Sportanlass Ihrer Wahl bestimmt prima beobachten lassen. Wäre mal eine neue Kategorie für Zahlenstapler: Wie viele Bogenlampen beim Sieger, wie viele beim Verlierer?
Eine Bekannte, und das muss zum Schluss jetzt mal gesagt sein, ist Hamburgerin und spielt gerne Tischtennis. Nicht ganz so überzeugend, wie sie glaubt, aber immerhin reicht es ihr meist für eine ehrenvolle Niederlage in fünf Sätzen. Auch sie spielt oft Bogenlampen zurück (in Ballsportarten, wo übers Netz gespielt wird, wohl als Lob bezeichnet), was mir, einem stilsicheren Topspin-Spieler, zu verstehen gibt: Sie steht unter Druck und findet quasi den Lichtschalter nicht mehr.