Mehr ist besser. Länger, grösser, weiter, überall, beim Sport sowieso. Nur eine Ausnahme ist zu beachten, zumindest in der Schweiz: Hier gibt es das unglaubliche Phänomen, dass Autofahrer für tiefe Autonummern hohe Summen bezahlen. Aber selbst denen klappt die Kinnlade runter, wenn ihnen plötzlich einer aus dem Kanton Uri mit einer Dreistelligen (wohl die höchste im Kanton) entgegenkommt, während sie für ihre bedeutungslose fünfstellige Zürinummer ein paar Tausender auf den Tisch geblättert haben. Man darf davon ausgehen, dass 99,85 Prozent dieser Autonummernkäufer männlich sind.
Zurück zum Sport. Die immer längeren Abschläge der Golfprofis sind längst ein Politikum, aber in der Masters-Woche wird das scheinbare Problemchen zur tiefschürfenden Krise hochgepimpt. In Augusta fürchten sie, der DeChambeau zerstöre mit seinen 365-Meter-Abschlägen den Platz. Schon wird diskutiert, ob man dieses Heiligtum im Süden der USA durch architektonische Eingriffe verlängern müsse wie schon so viele Plätze auf der Profitour, nur wird irgendwann der Grundbesitz knapp.
Andere würden gerne die Aerodynamik der Bälle verändern damit sie weniger weit fliegen, aber dagegen stemmt sich die Golfindustrie. Und die macht Kasse mit der Masse der gewöhnlichen Hacker, und die entwickeln bei «kürzer» sofort einen Würgreflex. Wer will einen Ball kaufen, der weniger weit fliegt? Oder einen Schläger, der kürzere Schläge verspricht? Für uns Hacker braucht kein Platz der Welt verlängert zu werden, so viel steht fest. Die Profis kommen einmal im Jahr – und die werden bewundert, weil sie weiter schlagen als der Zuschauer. Wer weniger will, soll sich eine tiefe Autonummer kaufen. Warum auch immer.