Manchmal steckt eine Idee noch in den Kinderschuhen oder ist schlicht «eine Nummer zu gross». Probiert man es dennoch, «steht man schon bald neben den Schuhen». Mit zunehmendem Alter «drückt der Schuh überall», und man ist nicht mehr «fit wie ein Turnschuh», sondern bewegt sich so langsam, dass «man einem im Gehen die Schuhe besohlen» könnte, bis man schliesslich «aus den Schuhen kippt».
Die ältesten Hinweise auf Schuhe sind über 40'000 Jahre alt. Unsere Vorfahren wickelten sich Felle um Füsse und Waden – ein Vorläufer des Stiefels, aber dort, wo die Hitze den Boden zum Glühen brachte, band man sich Sohlen aus Palmblättern unter die Füsse – ein Vorläufer der Sandale. In der Schweiz entdeckte man den ersten Fetzen Lederschuh am Schnidejoch in den Berner Alpen. Er wird auf ca. 4300 v. Chr. datiert. Ötzi, die Gletschermumie mit Schuhgrösse 38, war etwas älter und hatte seine Bärenfellsohlen mit «Schnürsenkeln» festgezurrt.
Obwohl man bereits in der Antike wusste, dass der linke und der rechte Fuss unterschiedliche Schuhformen brauchen, ging dieses Wissen, wie vieles andere auch, im Mittelalter verloren. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts erschienen Streitschriften von Ärzten und Anatomen, die bei der Herstellung von Schuhen eine Unterscheidung zwischen links und rechts forderten, um Skelettschäden zu verhindern.
Dass dies Sinn macht, bewiesen die Soldaten der Nordstaatenarmee. Während des amerikanischen Bürgerkriegs marschierten sie mit anatomisch angepasstem Schuhwerk weiter als die Südstaatler mit ihren konventionellen Schuhen.
Mit Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert begann die Fliessbandproduktion von Schuhen. Die Preise sanken und machten gutes Schuhwerk für die breite Masse erschwinglich. Die abstumpfende Fliessbandarbeit in schlecht durchlüfteten Hallen war jedoch gesundheitsschädigend.
War der Markt gesättigt, folgte eine Vielfalt von Modellen mit unverwechselbarem Design, mit denen sich die Käuferschaft abgrenzen und Individualität und Gesinnung zum Ausdruck bringen konnte.
Der CEO eines Dax-Unternehmens sagte mir einst: «Wenn jemand mein Büro betritt, achte ich auf die Zähne und dann auf die Schuhe.» Ist beides ungepflegt, gibt er ihm den Schuh.
Claude Cueni (67) ist Schriftsteller und lebt in Basel. Zuletzt erschien sein Thriller «Dirty Talking».