Claude Cueni über den Krieg in Israel
Judenfeindlichkeit ist die «Wokeness» der 1970er-Jahre

In Israel tobt ein Krieg. Kolumnist Claude Cueni wirft einen etwas anderen Blick darauf und erklärt, weshalb die Schweiz nicht jede Kultur integrieren könne.
Publiziert: 13.10.2023 um 05:00 Uhr
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Aktualisiert: 13.10.2023 um 11:35 Uhr
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Claude CueniSchriftsteller

In den 1960er-Jahren fragte ich meine Mutter, was sie eigentlich gegen Juden habe. Wir kannten ja keine. Sie sagte, die Juden hätten Jesus ans Kreuz geschlagen. Schon eine Weile her, antwortete ich. Mein Vater riet mir, Juden zu meiden, denn sie seien geldgierig und geizig. Als Teenager verliess ich später nicht nur dieses Elternhaus, sondern auch all die Vorurteile, die man mir wie eine Schluckimpfung verabreicht hatte.

In den 1970er-Jahren war es schick, mit dem Schal des damaligen PLO-Terrorchefs Jassir Arafat in die Schule zu gehen, man zitierte aus der roten Mao-Bibel und huldigte Che Guevara, den Stalinverehrer und «Marlboro Man» der Linken. Man schwärmte für die DDR, die selbst nach dem Olympia-Massaker (1972) auf der Seite der Palästinenser blieb und ihnen weiter schwere Waffen lieferte. Die Liebe zum Totalitären war genauso verbreitet wie die Judenfeindlichkeit.

Das war der damalige Zeitgeist, die eingebildete «Wokeness» der Siebziger. Die Jungs wurden zwar älter und entsorgten ihre karierten Halstücher, aber nicht ihre Abneigung gegen Juden.

Vor Jahren unterhielt ich mich mit einem linken Verleger über eine Autorin. Er mochte sie nicht und sagte, sie sei halt eine Jüdin. Irritiert hat mich, dass er automatisch annahm, dass ich als Schriftsteller seine Meinung teile. Judenfeindlichkeit ist integraler Bestandteil der rotgrünen Agenda.

Während man bei Putin keine Sekunde zögerte, Boykotte zu verhängen, zögert man, die Zahlungen an Palästinenser einzufrieren. In den letzten 50 Jahren erhielten diese vom Westen zig Milliarden und sind dennoch nicht in der Lage selber für Wasser und Elektrizität zu sorgen. Aber sehr wohl für Waffen.

Dass in Europa zugewanderte Palästinenser auf offener Strasse die barbarische Abschlachterei von israelischen Senioren, Frauen und Kindern feiern und dabei Hakenkreuze in die Kameras halten, ist widerlich.

Die Gräueltaten in Israel belegen einmal mehr, dass man bei uns nicht jede Kultur integrieren kann. Und schon gar nicht junge Männer, an denen die zivilisatorische Entwicklung der letzten 2000 Jahren scheinbar spurlos vorbeigegangen ist. Stossend, dass ich mit meinen Steuern über Umwege eine Terrororganisation mitfinanziere.

Claude Cueni (67) ist Schriftsteller und lebt in Basel. Er schreibt jeden zweiten Freitag im Blick. Zuletzt erschien sein Thriller «Dirty Talking». 

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