BLICK auf die USA: US-Korrespondent Nicola Imfeld analysiert den Nationalen Parteitag der Demokraten
Euphorisch für den Nicht-Trump

Jede Woche schreibt USA-Korrespondent Nicola Imfeld in seiner Kolumne über ein Thema, das jenseits des Atlantiks für Aufsehen sorgt. Heute geht es um das, was die Demokraten bei Joe Bidens Kür am meisten bewegt hat.
Publiziert: 21.08.2020 um 05:15 Uhr
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Aktualisiert: 28.08.2020 um 05:01 Uhr
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Nicola Imfeld, USA-Korrespondent der Blick-Gruppe
Foto: Zvg
Nicola Imfeld aus San Diego (USA)

Jetzt geht der US-Wahlkampf in die heisse Phase! Die Demokraten haben diese Woche Joe Biden (77) als Präsidentschafts- und Kamala Harris (55) als Vize-Kandidatin nominiert.

Der diesjährige Nationale Parteitag der Demokraten war einzigartig. Wegen der Coronavirus-Pandemie musste das Polit-Spektakel erstmals virtuell abgehalten werden – ohne Konfetti und Ballonen. Es war gewöhnungsbedürftig, Barack Obamas (59) Rede ohne Applaus zu lauschen. Zuweilen war es auch skurril, beispielsweise als Vize-Kandidatin Kamala Harris einer leeren Halle zuwinkte.

Der Sache aber tat dies keinen Abbruch, im Gegenteil: Virtuell gab es weniger Show als üblich, dafür mehr Inhalt. Die Demokraten haben das Beste aus der Situation gemacht.

Obamas Traditionsbruch ist symbolisch

Die traditionelle Veranstaltung dient neben den Formalitäten auch dazu, die Anhänger so richtig in Wahlstimmung zu versetzen. Bekannte Parteiexponenten wie Barack und Michelle Obama (56), Bill (74) und Hillary Clinton (72) haben denn auch ihr bestes versucht, um Joe Biden den Wählerinnen und Wähler vor den TV-Bildschirmen sympathisch zu machen.

Doch schnell wurde in dieser Woche klar: Die Demokraten brennen nicht für Joe Biden. Sie sind heiss auf Donald Trump (74). Beinahe jede Ansprache begann und endete mit Tadel am US-Präsidenten. Der Fokus lag dabei auf dessen Missmanagement der Pandemie, die die USA besonders schwer getroffen hat.

Bemerkenswert waren vor allem die Reden der Obamas. Üblicherweise halten sich frühere Präsidenten und First Ladys mit Kritik zurück. Doch sowohl Michelle als auch Barack teilten gehörig gegen Trump aus. Dieser Traditionsbruch steht symbolisch für den Demokraten-Parteitag, Ausgabe 2020: Vereint gegen Trump, Biden kommt an zweiter Stelle.

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Biden ist umstritten

Dass sich die Partei mehr auf den Gegner als auf den eigenen Kandidaten konzentriert, ist aussergewöhnlich. Aber diese Strategie macht gezwungenermassen Sinn.

Egal ob alt oder jung, schwarz oder weiss – die Liberalen sind in ihrer Abscheu gegenüber dem US-Präsidenten vereint. Betreffend Biden hingegen gehen die Meinungen weit auseinander.

Der 77-Jährige ist nicht das erhoffte, neue Gesicht. Er steht nicht für Aufbruch. Biden repräsentiert auch nicht die Parteibasis, die immer jünger wird. Wieder ein weisser, alter Mann, dabei ist die demokratische Partei so divers wie nie zuvor. Und es ist nicht nur der linke Flügel, der so denkt.

Die Strategie seiner Partei ist auch bei Biden angekommen. Er stellte bei seiner Abschlussrede des Parteitages am Donnerstag erneut Trump ins Zentrum – und nicht seine eigenen Ideen.

Ob der Hass der Liberalen auf Donald Trump ausreicht, um den US-Präsidenten zu stürzen? Die Antwort darauf kennen wir in 74 Tagen ...

US-Wahlen 2020

Am 3. November 2020 fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Der amtierende Präsident Donald Trump konnte sein Amt nicht verteidigen. Herausforderer Joe Biden hat die Wahl für sich entschieden.

Alle aktuellen Entwicklungen zu den Wahlen und Kandidaten gibt es immer im Newsticker, und alle Artikel zum Thema finden Sie hier auf der US-Wahlen-Seite.

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