Was für eine Aufregung! Was für eine Erregung! Zuerst die Fakten: Zwei Professorinnen mit einschlägigem Leistungsausweis verfassen eine wissenschaftliche Studie mit langweiligem Titel. Die Frage, die sich Katja Rost und Margit Osterloh darin vorknöpfen, wendet sich an ein gesittetes, studiertes Publikum: Warum hat es viel weniger Professorinnen als Professoren an Hochschulen – trotz aller Frauenförderung? Es war die Universität Zürich höchstselbst, die die Studie in Auftrag gab. Also alles akademisch, nüchtern, entspannt.
Als dann aber jüngst die Ergebnisse der Studie über die Medien an die Öffentlichkeit gelangten, schwoll ein Heulen an. Ja, ein Toben, Brausen, Donnern und Schimpfen, ohne Rücksicht auf die Reputation und Gesundheit der Autorinnen. Journalistinnen, Politikerinnen und Professorinnen empörten sich in einem fort – und kritisierten frei nach dem Credo: Schiess auf die Überbringerinnen, ignoriere die Botschaft.
Was fördert denn die Studie, die auf Daten der Uni Zürich und der ETH von 2006 bis 2020 und auf der Befragung von 9686 Personen beruht, so Skandalöses zutage?
Die wichtigste Erkenntnis: Frauen werden an den Universitäten in Bezug auf die Anerkennung ihrer akademischen Leistungen nicht diskriminiert (ebenso wenig wie Männer). Es gibt in frauendominierten Studiengängen (Veterinärmedizin oder Psychologie) deutlich weniger Professorinnen als Professoren, weil dies nicht für alle Frauen eine erstrebenswerte Karriereoption darstellt. Sie lieben ihr Fach, möchten aber eher Teilzeit arbeiten, wobei sie einen Partner suchen, der ebenfalls Teilzeit arbeitet, wenn auch mit höherem Pensum. Die Männer in frauendominierten Studiengängen haben durchaus vergleichbare Einstellungen. Anders sieht es in männerdominierten Studiengängen (Elektrotechnik oder Computerwissenschaften) aus. Da entspricht der Anteil der Studentinnen in etwa dem Anteil der Professorinnen. Frauen in Männerdomänen sind im Schnitt karrierebewusster, 39 Prozent von ihnen wollen sogar beides, Familie und einen 100-Prozent-Job – ebenso wie 44 Prozent der Männer in denselben Fächern.
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Die Studie zeigt also: Männer und Frauen tun souverän das, was sie wollen – und nicht, was andere wollen, dass sie wollen sollen. Das scheint für die Bevormunder-Kritiker der wahre Skandal zu sein. In Wirklichkeit ist es den beiden Professorinnen hoch anzurechnen, dass sie die Studienergebnisse öffentlich zugänglich gemacht haben. Solche Studien sind der einzige Weg, um eine hochideologische Diskussion zu versachlichen. Möge es weitere davon geben!
René Scheu ist Philosoph und Geschäftsführer des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) in Luzern. Er schreibt jeden zweiten Montag im Blick.