Die Fälle von Affenpocken nehmen zu. Seit Ende Mai sind in der Schweiz rund 350 Personen positiv getestet worden, da es an einfach zugänglichen Testmöglichkeiten mangelt, ist die Dunkelziffer hoch. Zwar verläuft die Krankheit meistens relativ mild. In schweren Fällen aber kann sie zu bleibenden Schäden führen – und zum Tod.
Aktuell stecken sich vor allem Männer mit dem Virus an, die Sex mit Männern haben. Weshalb, ist bisher unklar. Einen medizinischen Grund dafür gibt es nicht. Laut «Dr. Gay», einer Gesundheitsplattform der Aids-Hilfe Schweiz, ist es wahrscheinlich, dass die Affenpocken zufällig ins Umfeld sexuell aktiver schwuler und bisexueller Männer gelangt sind und dort übertragen wurden. Doch das Virus kann jede und jeden treffen: Es wird durch engen Körperkontakt von Mensch zu Mensch übertragen – unabhängig von sexuellen Vorlieben.
Die gute Nachricht: Es gibt eine sichere Impfung, verlässliche Tests und wirksame Medikamente zur Bekämpfung und Behandlung des Erregers. Nur: In der Schweiz zögert man noch mit deren Beschaffung. Und das ist ein Skandal.
Genauso wie das (wahrscheinlich ungewollte) Signal, das man mit diesem Zuwarten sendet. Es wirft nämlich die traurige Frage auf, ob der Bundesrat beherzter reagieren würde, wären nicht vor allem schwule und bisexuelle Männer von den Ansteckungen betroffen.
Einmal mehr muss diese Minderheit nun gegen Stigmatisierung und ihr Recht auf Gesundheit kämpfen. Das ist bedenklich – und eines fortschrittlichen Landes nicht würdig.