«Liäber groue gäh als groue bhalte.» Gesagt hat dies der Pferdehändler Thomas Fuchs, früherer Spitzenreiter und heutiger Nationalcoach der Schweizer Springreiter.
Als Pferdehändler verkaufe er ein Pferd lieber zu früh als zu spät, soll wohl der eingangs zitierte Satz heissen, wie man in einem Porträt in der «NZZ» lesen konnte.
Das ist ein Steilpass für den Gopfried Stutz: Die Aussage von Thomas Fuchs können sich auch Aktienanleger zu Herzen nehmen. Verkaufe ich eine Aktie mit Gewinn, so freue ich mich darüber. Und ärgere ich mich dann, die Aktie zu früh verkauft und einen noch höheren Gewinn verpasst zu haben, sobald der Aktienkurs in höhere Sphären gelangt? Tja, ein bisschen schon. Aber sicher ärgere ich mich weniger stark, als wenn ich auf einer steil aufwärts tendierenden Aktie sitzen bleibe, nur um bei einem unverhofften Kurssturz zuzuschauen, wie der Buchgewinn zerschmilzt.
Wer vor dem Dilemma steht: Kursgewinn realisieren oder auf noch sattere Gewinne hoffen, sei an ein Märchen der Gebrüder Grimm erinnert.
Es handelt vom Fischer und seiner Frau. Eines Tages fängt der in armseligen Verhältnissen lebende Mann einen sprechenden Butt, der sich als verwunschener Prinz ausgibt. Statt den Butt der Frau in die Küche zu bringen, lässt er ihn frei und erzählt der Frau das Erlebte. Sie meinte, der Mann hätte vom Butt etwas wünschen müssen, und schickte ihn zurück:
Manntje, Manntje, Timpe Te,
Buttje, Buttje inne See,
myne Fru de Ilsebill
will nich so, as ik wol will
So klagte der Fischer dem Butt, der der Frau jeden Wunsch erfüllte. Zuerst erhielt sie ein kleines Häuschen, dann ein Schloss, dann wollte sie Königin werden, dann Papst. Und wann immer der Butt im Wasser das Weite suchte, liess er den Fischer mit der Bemerkung zurück, er soll zurück zur Frau gehen. Der Wunsch sei in Erfüllung gegangen.
Und immer wieder ging der Mann widerwillig auf den Steg, rief «Manntje, Manntje, Timpe Te …» und erklärte dem erstaunten Butt den neusten Wunsch der unersättlichen Fischersfrau. «Ach», sagte der Fischer am Schluss des Märchens, «sie möchte werden wie der liebe Gott.» Worauf der Butt erwiderte: «Geh nur hin, sie sitzt schon wieder in der Fischerhütte.»
Die Moral der Geschichte: Investoren können nicht nur von Warren Buffett, Peter Lynch, André Kostolany oder John Bogle lernen. Schon die Gebrüder Grimm erteilten wertvolle Ratschläge.