FDP-Politikerin Elisabeth Kopp war die erste Frau im Bundesrat – und blieb gerade einmal fünf Jahre im Amt. Dann zwang sie ein verheimlichter Telefonanruf an ihren Mann zum Rücktritt. Im Rückblick scheint die Geschichte aufgeblasen, eine mediale Skandalisierung. Kein Zufall hingegen ist, dass Kopps Ruf bereits einige Monate vorher Schaden genommen hatte. Alleine deshalb, weil sie mit einem Mann verheiratet war, den man – zu Unrecht, wie sich herausstellte – des Steuerbetrugs verdächtigte. Während ein Bundesrat für sich alleine stand, hatte eine Bundesrätin offensichtlich auch für ihren Mann geradezustehen.
Die nächsten Jahre zeigten regelmässig: Die Schweiz tut sich schwer mit Frauen im höchsten politischen Amt. Anstelle der offiziellen SP-Kandidatin Christiane Brunner wählte die bürgerliche Parlamentsmehrheit 1993 einen Mann in den Bundesrat. Nach grossem öffentlichem Druck verzichtete dieser darauf, die Wahl anzunehmen. Gewählt wurde schliesslich Ruth Dreifuss. Damit erhöhte sich die Anzahl amtierender Bundesrätinnen drastisch: von null auf eins.
Im Jahr 1999, vor erst 24 Jahren, wählte das Parlament zum dritten Mal eine Frau in den Bundesrat: CVP-Kandidatin Ruth Metzler. Die Appenzellerin brachte in den nächsten Jahren als Justizministerin alle 14 Vorlagen im Volk durch – und wurde trotzdem abgewählt. Die CVP wusste, dass angesichts des Aufstiegs der SVP ihr zweiter Bundesratssitz gefährdet war. Daraufhin entschieden die Parteistrategen, Metzler zugunsten von Joseph Deiss fallen zu lassen. Mann gewinnt.
Die Wahl der fünften Frau im Bundesrat schliesslich, der Bündner SVP-Regierungsrätin Eveline Widmer-Schlumpf, war das Resultat eines Coups von SP und CVP gegen den damaligen SVP-Bundesrat Christoph Blocher. Ihre Amtszeit war geprägt von Rücktrittsforderungen und wüsten Attacken der SVP.
In den letzten Jahren hat sich das Phänomen «Frau im Bundesrat» etwas normalisiert. Mit Micheline Calmy-Rey (SP), Doris Leuthard (CVP) und Simonetta Sommaruga (SP) gab es drei Frauen, die einigermassen geräuschlos in den Bundesrat gewählt wurden – und selbstbestimmt wieder zurücktraten.
Dennoch zeigt die Aufregung um Sommarugas Nachfolge im letzten Jahr – Stichwort: Kandidatur von Daniel Jositsch – dass wir noch lange nicht am Ziel sind. Offenbar ist es für viele Parlamentsmitglieder weiterhin kein Problem, wenn lediglich zwei von sieben Regierungsmitgliedern Frauen sind.
Am Ende sind es dann doch noch drei geworden. Die Geschichte wiederholt sich nicht immer – zum Glück.