Sie ist weiss und eigentlich gar nichts Besonderes. Dennoch ist es meine Lieblingsbettwäsche. Und wir wissen alle, wie wichtig gutes Bettzeug für einen erholsamen Schlaf ist. Dementsprechend war ich auch betrübt, als das Leintuch und ein Bettbezug fehlten. Ich fragte mich: Warum hat denn der Klaui nicht auch den Kissenbezug genommen? Bettwäsche muss schliesslich zusammenpassen. Ich finde ein Doppelbett mit zwei unterschiedlichen Bezügen eine Beleidigung fürs Schlafzimmer.
Nach dem ersten Unmut wurde auch mir bewusst, dass die Person meine Sachen sicherlich nicht absichtlich aus der Waschküche mitgehen liess. Es war wohl jemand von den Neuen. Ich verfasste einen Zettel und hing ihn an die Tür des Tatorts. Schon ein paar Stunden später hatte ich entschuldigende Nachrichten (von den Neuen!) auf dem Handy. Der Partner habe vielleicht beim Wäscheabnehmen auch was von uns mitgenommen, weil er nicht genau wusste, was ihnen gehöre. Man entschuldigte sich und lud mich ein, einen Stock höher zu kommen und gemeinsam durch die Wäsche zu gehen. Das wollte ich also wirklich nicht. Ich antwortete: «Der Mann wäscht wohl selten.» Und ärgerte mich, dass dieses Ämtli so oft an der Frau hängen bleibt. Nein, das ist keine Gender-Kolumne.
Einen Tag danach brachte ein anderer Nachbar – ein halbneuer Nachbar – einen Papiersack mit Bettwäsche. Inklusive einer Schokolade. Ich weiss nicht, wessen Leintücher das waren, aber keines davon war unseres. Das fremde Bettzeug war mir unangenehm. Ich stellte es ihm zurück vor die Tür – natürlich auch mit einer kleinen Aufmerksamkeit. Die Schoggi traute ich mich nicht zurückzuschenken. Meine Nachbarn sind alle lieb und pflichtbewusst, aber die Sache fängt mich an zu nerven, und ich bereue meinen «Bettwäsche Wanted»-Zettel. Ich will die Bettwäsche gar nicht mehr. Viel lieber will ich in Ruhe gelassen werden.
Jetzt stand wieder ein Sack mit Bettwäsche vor der Tür. Es ist nicht unsere!