Vor ein paar Monaten warst du uns allen noch suspekt,
die, die dich trugen, empfanden wir als überkorrekt.
Wir kannten dich nicht
und hatten Angst vor einer schlechten Sicht.
Dass wir unsere Gesichter zu fest vermummen
und wir hinter dir komplett verstummen.
Du verkörperst Krankheit und Gefahr,
u nd das war das Allerletzte, nach dem uns war.
In anderen Ländern magst du alltäglich sein,
aber unser Land nähmest du nicht ein.
Am Anfang warst du sogar so begehrt,
dass der eine oder andere ein krummes Ding wegen dir begeht.
Du warst plötzlich viel zu teuer,
die Geschäfte mit dir waren gar nicht mehr geheuer.
Wegen dir, du kleines, mal weisses, mal blaues, mal gemustertes Stück Stoff
gab es immer wieder Zoff.
Du würdest nur die anderen schützen
und deinem Träger gar nichts nützen.
Aber der Mensch, das weisst du doch, schaut zuerst auf sich,
und wenn du ihm nicht hilfst, pfeift er auf dich.
Die armen Coiffeure, dachten wir,
den ganzen Tag halten sie es aus mit dir.
Wir wussten schon beim Eintreten von deinem kurzen Leben
und dass wir dich gleich nach dem Besuch in den Müll geben.
Und jetzt plötzlich kommst du wieder aufs Tapet,
und unsere Beziehung wird wirklich konkret.
Ab morgen müssen wir dich tragen,
wenn wir in einem Schweizer ÖV aufschlagen.
Warum erst jetzt, fragst du dich?
Während andere den Kopf schütteln und sagen: Endlich.
Nie würden sie so ein Ding benutzen,
wenn man sie nicht würd zurechtstutzen.
Du fragst dich, warum nur im öffentlichen Verkehr?
Glaub mir, das beschäftigt auch uns alle sehr.
Wir werden uns mit dir anfreunden müssen,
das taten wir auch beim Händegeben und beim Küssen.
So spannen wir dich ab Montag über Nase und Mund
und vertrauen dem Bund.
Hoffen, dass die Fallzahlen wieder sinken,
sonst wird uns diese Vorschrift schnell stinken.
Also, sei nicht sauer wegen den Anfangsschwierigkeiten,
wir werden jetzt unsere Wege mit dir bestreiten.
Wir werden es zusammen versuchen
und dir ein Ehrenplätzli in unseren Taschen suchen.