Es war zehn Uhr abends, ich stand in irgendeiner Strasse Münchens. Ich war bei einer langjährigen Freundin zum Essen eingeladen und hatte kein Mitbringsel. Obwohl ich bereits zu spät war, irrte ich durch die Gegend auf der Suche nach so einem Späti (aber diese Shops, in denen man zu viel Alkohol und zu viele Gummibärli kauft, gibts glaub nur in Berlin). Ich wollte nicht mit leeren Händen kommen. Das will ich nie. Die letzte Option war eine Bar. Ich fragte ganz höflich nach einer Flasche über die Gass – und weil mir der nette Typ so ein gutes Angebot machte, nahm ich ’ne Flasche Rosé-Champagner. Eisgekühlt. Meine Freundin und ich tranken das kalte Blubberdings – es war jeden Euro wert.
Diese kleine Vorgeschichte, damit Sie wissen: Ich bringe immer etwas mit. Im Notfall geklaute Blumen. Einerseits will ich mich damit für die Einladung erkenntlich zeigen. Der Gastgeber hätte ja jemand anderen vorziehen können – oder gar keinen einladen. Andererseits schenke ich gerne. Anderen eine noch so kleine Freude zu bereiten, bereitet mir die allergrösste. Klar, oft trinkt man den mitgebrachten Wein auch gleich – und hat selbst was davon. Wenn man will, dass der geschenkte Tropfen aufgetischt wird, dann am besten ganz kühl bringen und so was sagen wie: «Ich dachte, ich bringe den Apéro mit!» Dann ist meist klar, dass der nicht in ’nen Schrank soll. Die Gastgeber sind meist froh über die Aufmerksamkeit und würden nie im Leben denken, dass der Schenker denkt: Da gibts eh nix Gescheites.
Gleichzeitig erwarte ich aber nicht, dass man mir etwas bringt, wenn ich einlade. Von ganz engen Freunden würde ich nie was erwarten, die geben mir weiss Gott genug. Was ich aber nicht ertrage, ist die Frage: «Was söll i bringe?» Was soll der Gastgeber denn sagen? «Einen grossen Blumenstrauss!» oder «Wein für den ganzen Abend!»? Doch letzte Woche stellten mir zwei Freundinnen genau die Frage. Ich will das nicht gefragt werden, ich will meinen Gästen doch nichts auftragen. Wenn, dann soll der Gast selber überlegen oder einfach ’ne Flasche, ’ne Blume oder ’nen Keks bringen. Standardmässig antwortete ich: «Nix!» Und war dann natürlich sehr gerührt, als sie mit Blümli und einem Buch vor der Tür standen.