Die USA wollen Tiktok verbieten, und auch in Europa wächst der Unmut über die Kurzvideo-App aus China. Die Vorwürfe sind happig: Die Software spioniere uns aus, stürze Teenager in die Depression und mache sie empfänglich für Extremismus.
Das liegt am Tiktok-Algorithmus. Er ist extrem leistungsfähig und kann süchtig machen. Schon kurz nach dem Installieren weiss die App, wer wir sind, wo wir uns befinden und was wir mögen. Tiktok lernt schnell und spielt dann gnadenlos nur noch Inhalte ab, die uns möglichst lang an den Handybildschirm fesseln.
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Panflötenmusik und Fake News
Wer ausschliesslich Schweizer Landschaftsaufnahmen likt, bekommt irgendwann nur noch Slow-Motion-Bilder vom türkisblauen Oeschinensee zu sehen, unterlegt mit Panflötenklängen oder der Titelmelodie von «Lord of the Rings».
So weit, so harmlos.
Im unendlichen Tiktok-Universum gehts aber auch in eine andere, gefährlichere Richtung: Von der Influencerin, die vegane Menüs kocht, zum hippen Dschihadisten, der Fake News verbreitet und Ahnungslose für den IS rekrutieren will, sind es oft nur ein paar Klicks.
Strengere Regeln im Kinderzimmer
Deshalb die App zu verbieten, wäre dennoch falsch. Wichtiger wäre es, das Bewusstsein für die dunklen Seiten der vermeintlich sozialen Medien zu schärfen. Indem man genauer hinschaut. Da stehen vor allem Regierung und Eltern in der Verantwortung. Sie müssen strengere Regeln durchsetzen. Im Internet und im Kinderzimmer.
Man soll die Hand, die einen füttert, nicht beissen. Nur wissen, wem sie gehört und was sie vorhat – und sich dann entsprechend vorsichtig verhalten.