Davos ist bei jüdischen Gästen beliebt, seit mehr als 100 Jahren. Im Sommer besuchen jeweils 3000 Juden aus aller Welt die Bündner Feriendestination. Dass der Weltkurort dennoch regelmässig für Negativschlagzeilen sorgt, weil er die jüdische Gemeinschaft vor den Kopf stösst, ist befremdend.
Unangemessenes Benehmen von WEF-Besuchern wird kaum je Thema, jenes einer kleinen Gruppe von orthodoxen Juden dagegen immer wieder. Der jüngste Vorfall, dass Juden an einer Bergstation keine Schlitten mieten durften, weil andere früher diese nicht oder beschädigt zurückgebracht hatten respektive ungeeignet für die Aktivität gekleidet gewesen waren, wirft ein schlechtes Licht auf den Pächter.
Mindestens ebenso bedenklich ist aber, wie die Davoser Tourismusprofis mit dem beschämenden Boykott umgehen. Der Direktor rühmte zuerst, dass sich eine Taskforce seit einigen Monaten um die Beziehungen zu den jüdischen Gästen kümmere. Bis sich herausstellte, dass lediglich eine Mediation die verärgerte jüdische Gemeinschaft besänftigen sollte, nachdem Davos Tourismus einseitig und ohne einleuchtende Begründung ein von jüdischer Seite initiiertes Dialogprojekt gekündigt hatte. Dieses hatte man in Davos nur halbherzig und knausrig unterstützt. All die Vorkommnisse und der Umgang damit zeigen: Am Zauberberg sind gar viele Zauberlehrlinge am Werk.