Eine Auszeit in der Natur und etwas Ruhe, möglichst ohne langen Anfahrtsweg. Das hat sich das Ehepaar Wälty mit ihrer einjährigen Tochter gewünscht.
Den perfekten Ort für den Kurzurlaub gefunden hat die Familie in Oberbalm BE beim abgelegenen Bauernhof von Marianne und Fritz Hunziker. Seit knapp einem Monat steht hier ein mobiles Mini-Maiensäss.
Erfolgreicher Prototyp
Das «mySaess» ist ein Prototyp eines mobilen Mini-Maiensäss mit Platz für bis zu vier Personen auf knapp zehn Quadratmetern.
Seit September 2020 ist der Prototyp vorwiegend in ländlichen Regionen im Kanton Bern im Einsatz und wird gern und gut gebucht. So gut, dass der Gründer Jerôme Rütsche ein Crowdfounding lanciert hat, um noch weitere «mySaess» zu produzieren. «Ich habe das Projekt ursprünglich mit dem Architekten Alain Brülisauer initiiert, da uns ein hochwertig gebautes und gestaltetes Beherbergungsangebot in ländlicher Umgebung fehlte», erzählt Rütsche. «Unsere Motivation ist es, unseren Gästen einen komfortablen Raum in der Natur zur Verfügung zu stellen und für ländliche Betriebe einen Nebenerwerb zu ermöglichen. Wir promoten regionale Angebote und fördern den Austausch von Stadt- und Landbevölkerung»
Nachhaltige Produktion und Ausstattung
Dank des grossen Zelts, das vor Sonne und Regen schützt, wird der Wohnraum in der Natur vergrössert.
Solarzellen auf dem Dach versorgen das Häuschen mit Strom. Die Wohnbox wurde nachhaltig produziert und mit Schweizer Rohstoffen sowie Produkten ausgestattet. Sie steht bewusst immer nur drei Monate an einem Ort, damit die landwirtschaftliche Fläche nicht zu sehr beansprucht wird und sich wieder erholen kann.
Weniger ist mehr
Dieses nachhaltige Konzept war es, das Familie Wälty für zwei entspannte Tage in die Natur auf den Hof in Oberbalm lockte. Die Familie lebt in einer geräumigen und modernen Wohnung mit Garten und Balkon bei Bern.
«Ich möchte nicht Nachhaltigkeit predigen. Das Prinzip «weniger ist mehr», leben wir aber auch im Alltag je länger je mehr. Besitz im Überfluss ist nicht zeitgemäss und unnötig», sagt der gelernte Koch und Unternehmer in der Gastrobranche Dave Wälty (33). So möchten sie Tochter Maeli zum Beispiel nicht mit Spielsachen überhäufen, verbringen gern Zeit in der Natur und kaufen gern regional und saisonal ein.
Erwartungen übertroffen
Nach einer Nacht im mobilen Maiensäss ist der Familienvater begeistert. «Unsere Erwartungen wurden übertroffen.», schwärmt er. Der Platz sei ausreichend, die Matratzen bequem und mit dem Gasherd seien sie schnell zurechtgekommen und hätten das gemeinsame Kochen und Essen im Mini-Ferienhäuschen richtig zelebriert.
Wie vereinbart wurde das reichhaltige und feine Frühstück für die Familie – unter anderem mit frischem Zopf und frischer Milch – von Marianne Hunziker vor der Türe des mobilen Mini-Maiensäss deponiert. «Frischer geht es fast nicht und wir konnten gemütlich und ungestört drinnen frühstücken», so sich Dave Wälty.
Wetter spielt wichtige Rolle
Das Wetter hat beim Aufenthalt der Wältys perfekt mitgespielt, sodass die Familie sich gut auch im Freien bewegen konnte, inmitten von blühenden Obstbäumen und umgeben von Kühen, Pferden, Schwarznasenschafen und Enten.
«Ich habe als Kind auch gern Zeit auf dem Bauernhof bei meinen Grosseltern verbracht. Die Natur erdet und bedeutet für mich Erholung», sagt Dave Wälty.
Auch Ehefrau Murielle Wälty (31) hat den Aufenthalt genossen. «Als Paar wäre eine Woche so zu wohnen und die Gegend zu erkunden sicher sehr schön. Mit einem Kind ist es aber wahrscheinlich nach ein paar Tagen schon etwas eng, vor allem wenn das Wetter schlecht ist.»
Verbesserte Technik und Duschen geplant
Für eine Nacht auf eine Dusche zu verzichten, findet das Paar machbar. «Bei einem längeren Aufenthalt, wäre aber eine Dusche im Haus sinnvoll», findet Dave Wälty.
Eine Dusche ist bei der nächsten «mySaess»-Produktion auch schon vorgesehen, wie Rütsche erklärt. Auch die Technik wurde nach den Erfahrungen mit dem Prototyp noch verbessert.
Nebenerwerb für Gastgeber
Bis Ende Juni wird das Mini-Maiensäss noch bei der Familie Hunziker stehen. «Für uns ist es ein schöner Nebenerwerb und es belebt unseren abgelegenen Hof. Der Aufwand darf aber nicht unterschätzt werden», sagt Marianne Hunziker. Neben dem Auffüllen des Wassertanks und der Reinigung der Wohnbox, erfordere es doch auch einiges an Präsenz für die Gastgeber, wenn beispielsweise neue Gäste kommen, sagt sie.
Ab Ende Juni ist es wieder ruhiger im Althaus der Hunzikers in Oberbalm. Dann wird das Team von Jerôme Rütsche das Mini-Maiensäss zum neuen Standort auf die Nünenenalp BE transportieren.