Sind bald auch bei uns Polarlichter zu sehen? Laut einem Bericht der amerikanischen Tageszeitung «Washington Post» ist dies durchaus möglich. Der Grund dafür sind Sonnenstürme.
Meist machen sich Sonnenstürme auf der Erde als Naturschönheiten bemerkbar: Sie lassen die Luft in hohen Breiten mit Polarlichtern leuchten, wo das niedrig stehende Erdmagnetfeld sie tief in die Atmosphäre eindringen lässt.
Momentan sind Flecken auf der Sonne zu sehen. Das bedeutet, dass der Stern, um den die Erde kreist, besonders aktiv ist. Eruptionen drohen. Der Sonnenwind, bestehend aus geladenen Teilchen, erreicht die Erde in zwei bis vier Tagen. Zum Vergleich: Das Licht braucht für die Entfernung Sonne–Erde (ca. 150 Mio. km) nur acht Minuten. Anfang Januar gab es gleich drei Sonneneruptionen der X-Klasse, die höchste Stufe auf der Skala.
Ab Samstag kann man Polarlichter sehen
Laut Weltraum-Experte Ulrich Walter (68) von der Technischen Universität München sind die Prognosen in der «Washington Post» allerdings mit Vorsicht zu geniessen. «Seit Samstag ist die Sonne ruhig.» Es werde also sicherlich bis am Freitag keine Polarlichter geben. «Darüber hinaus könnte es sein, ist aber eher unwahrscheinlich – erst recht bei uns in den mittleren Breiten.»
Allerdings: «2025 ist ein Maximum der Sonnenaktivität zu erwarten», sagt Walter. Dann könnte es auch Polarlichter in den mittleren Breiten geben. Das Maximum 2025 wird laut Walter nur halb so stark sein wie die Sonnenaktivitäten in den 50er-Jahren: «Seither hat die Intensität der Sonnenzyklen kontinuierlich abgenommen.» Seit zwei Jahren deute sich eine «ganz leichte Kehrtwende» an. «Daher auch die augenblickliche Aufregung», so der Experte.
Es gibt auch negative Folgen der vermehrten Sonnenaktivitäten. Das Magnetfeld schützt normalerweise unseren Planeten abseits der Pole vor den Sonnenteilchen. Starke Sonnenstürme wie jetzt quetschen aber das Magnetfeld, und elektrisch geladene Teilchen können den Boden erreichen. Im schlimmsten Fall könnte die Menschheit dadurch in die technologische Steinzeit zurückgeworfen werden.
Bereits vereinzelte Funkausfälle
Laut der «Washington Post» ist es bereits vereinzelt zu Funkausfällen gekommen. Laut den Experten können auch Satelliten ausfallen. So sorgte letztes Jahr ein Sonnensturm dafür, dass die Firma SpaceX bis zu 40 Internet-Satelliten verlor. Die Satelliten des SpaceX-Programms Starlink würden in die Erdatmosphäre eintreten und dabei verglühen, erklärte das von Technologie-Pionier Elon Musk (51) gegründete Unternehmen.
Laut Weltraum-Experte Walter kann es bei sehr starken Sonneneruptionen der Klasse X zu technischen Störungen auf der Erde kommen – insbesondere in den skandinavischen Ländern und in Kanada. Das sei auch schon passiert. «Im Weltraum sind dann potenziell alle Satelliten betroffen, aber insbesondere solche im sogenannten geostationären Orbit, also Kommunikationssatelliten, darunter Fernsehsatelliten.» (tva)