Als ich Informatik studierte, gab es eine Art Generationenkluft zwischen unseren Professoren, die mit Lochkarten programmieren lernten, und uns Studenten, die Tastaturen verwendeten. Vor kurzem, als ich mit einem Studenten über Computer sprach, fiel mir auf, dass es heute eine ähnliche Kluft gibt: zwischen den Professoren, die schon einmal einen leibhaftigen Server gesehen haben, und den Studenten, für die ein Server eine virtuelle Cloud ist, auf die sie mit ihrem Laptop zugreifen.
Was bedeutet Cloud wirklich?
Was also ist diese Cloud? Und warum hören wir in letzter Zeit so viel von ihr? Wie Nicholas Carr in seinem Buch «The Big Switch: Der grosse Wandel» darstellt, kann man das über einen Umweg ins späte 19. Jahrhundert erklären, als die industrielle Revolution grösstenteils abgeschlossen war. Zu dieser Zeit war es normal, dass Fabriken ihren Strom für die Produktion selbst erzeugten, indem sie Kohle mittels Dampfmaschinen oder hydraulische Energie mittels Mühlen nutzbar machten. Stromerzeugung war ein wichtiger und unverzichtbarer Bestandteil jeder Fabrik. Dann kamen die Stromversorgung und das erste Elektrizitätswerk (ins Leben gerufen von Thomas Edison), und in wenigen Jahrzehnten wurde es möglich, Fabriken einfach ans Stromnetz anzuschliessen und Strom nach Bedarf zu erhalten, ohne sich um seine Erzeugung kümmern zu müssen.
Cloud-Computing ist ein ähnliches Phänomen, nur betrifft es die Informationstechnologie statt Strom. In der Tat betreiben Cloud-Anbieter riesige Rechenzentren mit Hunderttausenden Servern, und Unternehmen mieten einige dieser Server nach Bedarf aus der Ferne. Statt dass sie also ihre eigenen Rechenzentren vor Ort betreiben müssen, um Anwendungen wie E-Mail, Webseiten und Data Science zu hosten, nutzen Firmen heutzutage die der Cloud-Anbieter.
Cloud-Computing funktioniert nicht ohne Internet
Die Grundvoraussetzung dafür, dass diese Revolution möglich wurde, ist natürlich das Internet. Genau, wie man eine Verteilungsinfrastruktur brauchte, um Strom von einem Versorger zu erhalten, braucht man ein Netzwerk, um auf Anwendungen zugreifen zu können, die anderswo betrieben werden. Und so ist es kein Zufall, dass Cloud-Computing aufkam, gleich nachdem das Internet allgegenwärtig geworden war.
Obwohl das der Ausgangspunkt war, ist die Cloud heute natürlich viel mehr als nur das Senden von E-Mails via einen fremden Server. Cloud-Anbieter erweitern ihr Angebot ständig um Dienste wie Datenbanken, maschinelles Lernen und Speicherplatz. Dinge, die es braucht, damit Sie auf Ihrem Smartphone Musikstreamingdienste wie Spotify, Landkarten oder Spiele verwenden können. Infolgedessen wurde auch Start-ups, die informationstechnologische Dienste anbieten, der Weg geebnet. Vor nur 10 bis 15 Jahren musste ein Start-up, um in der Informationstechnologiebranche irgendetwas anfangen zu können, grosse Geldmengen einsetzen, nur um Server kaufen und betreiben zu können. Heute dagegen können Sie für nur 100 Franken und in wenigen Minuten eine erstklassige Infrastruktur zum Laufen bringen. Gute Neuigkeiten für die Unternehmer in unserem Land!