Auf einen Blick
- Klimawandel könnte zu deutlichem Anstieg der Hitzetoten in Europa führen
- Mittelmeerraum besonders betroffen, Barcelona und Rom am gefährdetsten
- Bis zu 2,3 Millionen zusätzliche Hitzetote bei 4 Grad Temperaturanstieg möglich
Der anhaltende Klimawandel könnte in ganz Europa, insbesondere im Mittelmeerraum, zu einem deutlichen Anstieg der Todesfälle im Zusammenhang mit Hitze führen. Darauf deuten Schätzungen in einer in der Fachzeitschrift «Nature Medicine» veröffentlichten und von der London School of Hygiene & Medicine durchgeführten Studie hin. Demnach könnte die Zahl der hitzebedingten Todesfälle in Europa bis 2099 um bis zu 2,3 Millionen Tote steigen, wenn die Temperatur um 4 Grad Celsius ansteigt. Ein Anstieg von satten 50 Prozent im Vergleich zu heute!
Die Forscher betrachteten die möglichen Auswirkungen auf die Gesundheit der Bewohner aller 854 städtischer Gebiete mit mehr als 50'000 Einwohnern in der EU, Norwegen, der Schweiz und Grossbritannien. Aus den Daten lässt sich so eine Top 10 der Städte zusammenstellen, die mit Blick auf Hitzetod in den kommenden Jahren und Jahrzehnten am gefährlichsten sein könnten.
Keine Schweizer Stadt unter Top 10
Zu den zehn europäischen Städten, unter denen die Forscher bis zum Ende des Jahrhunderts beim Worst-Case-Szenario die höchste Opferzahl schätzen, gehören gleich vier italienische. Die Hauptstadt Rom liegt nur knapp hinter Barcelona auf Rang zwei. Die katalanische Stadt soll in den nächsten 75 Jahren auf mehr als 246'000 Bürger kommen, die durch extreme Hitze sterben könnten.
Rom kommt auf fast 148'000. Neapel liegt auf dem dritten Platz mit mehr als 147'000 möglichen Hitzetoten, gefolgt von Madrid mit mehr als 129'000 Hitzeopfern und Mailand mit knapp 110'000 Personen, die dem Klimawandel zum Opfer fallen könnten. Athen (87'000), Valencia (67'000), Marseille (51'000) und Bukarest (47'000) bringen es auf mittlere fünfstellige Zahlen. Die Top 10 schliesst Genua mit mehr als 36'000 Todesfällen aufgrund künftiger Hitze ab.
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die globale Erwärmung auch dann in städtischen Gebieten zu einem Anstieg der Todesfälle führen könnte, wenn umfangreiche Massnahmen ergriffen werden. Das Forscherteam kommt zum Schluss, dass die einzige Gegenmassnahme, mit der 70 Prozent der Todesfälle verhindert werden könnten, schnelle und dringende Massnahmen zur drastischen Reduzierung der CO₂-Emissionen seien.
Katastrophale Folgen im Mittelmeerraum
«Unsere Ergebnisse unterstreichen die dringende Notwendigkeit, sowohl die Eindämmung des Klimawandels als auch die Anpassung an die zunehmende Hitze energischer voranzutreiben», sagt Studienleiter Pierre Masselot in einer Pressemitteilung. Im Mittelmeerraum, wo die meisten hitzebedingten Todesfälle erwartet werden, könnten die Folgen andernfalls katastrophal sein.
«Wenn wir einen nachhaltigeren Weg einschlagen», ergänzt er, «könnten wir Millionen von Todesfällen vor dem Ende des Jahrhunderts vermeiden.» Der durch den Klimawandel bedingte Rückgang bei Kältetoten wird die Hitzetoten aller Wahrscheinlichkeit nach nicht ausgleichen. Wie stark jemand von den Klimawandelfolgen betroffen ist, könnte in Zukunft auch vom Wohnort abhängen.