Torben Hede Hansen (37) aus Dänemark
«Ein typisch dänisches Neujahr fängt etwa 15 Minuten vor 18 Uhr an. Da versammeln sich die Gäste bei ihrem Gastgeber, um der Rede der Königin zu lauschen. Sie tritt jeden 31. Dezember um die gleiche Zeit auf und beendet die Rede mit «Gott schütze Dänemark», woraufhin man mit billigem Sprudelwein anstösst. Beim Essen geben die Gastgeber sich meist besondere Mühe, und die Gäste beteiligen sich an den Kosten des Menüs. Einer der Gäste hält eine Rede über das vergangene Jahr oder hat ein Quiz vorbereitet. Kurz vor Mitternacht wird der Film «Dinner for One» im Fernsehen gezeigt. Viele Dänen schauen diesen Film jedes Jahr. Fünf Minuten vor zwölf werden die Rathausglocken von Kopenhagen eingeblendet. Dann beginnt der Countdown.»
Elsa Mitova (26) aus Bulgarien
«An Silvester machen wir traditionell eine Banitsa, das ist eine Art Käsekuchen mit bulgarischem weissem Käse und Blätterteig. Meine Grossmutter war besonders gut darin, den zu backen. Zwischen die Teigblätter und den Käse werden Kusmetcheta gesteckt, das sind kleine Glückszettel, auf die man gute Wünsche fürs neue Jahr schreibt. Das macht immer der älteste Mann in der Familie, bei uns mein Grossvater. Um Mitternacht dreht man den Teller, auf dem die Banitsa liegt, jede Person in der Familie einmal. Und das Stück mit der Kusmetcheta, das am Ende vor einem liegt, bekommt man. Die Zettel liest man sich dann gegenseitig vor, und den Wunsch, den man gezogen hat, bekommt man erfüllt.»
Jennifer Thomas (50) aus England
«Mein Mann, unsere zwei Kinder und ich leben in Buckinghamshire. Wir lieben es, Silvester zu feiern, und haben das in den letzten Jahren immer bei denselben Freunden zu Hause gemacht. Als grosse Gruppen noch in Ordnung waren, luden diese Freunde jeweils acht bis zehn Familien ein – wie ihr euch vorstellen könnt, hatten wir immer eine Menge Spass. Wir bekamen irgendein Land als Motto und kleideten uns dann entsprechend. Auf der Party wurde gesungen, getanzt, und Spiele wurden gespielt. Kurz vor Mitternacht schalteten wir den Fernseher ein, um die Feuerwerke überall in London zu sehen. Um Mitternacht zählten wir von zehn rückwärts, stiessen mit einem «Cheers!» an und sangen das traditionelle Lied «Auld Lang Syne». Dieses Jahr machen wir uns auch schick und essen in unserem formellen Esszimmer, um aus dem Abend etwas Besonderes zu machen. Um Mitternacht rufen wir dann alle unsere Familienmitglieder an.»
Bianca McInnes (27) aus Australien
«In Australien ist es Tradition, sich an Silvester das grosse Feuerwerk in Sydney anzuschauen. Auch ich bin da immer hautnah dabei, seit ich in der Stadt wohne. Entweder beobachte ich das Spektakel vom Strand aus oder sogar direkt von der Sydney Harbour Bridge. Meine Freunde und ich machen es uns dort gemütlich, hören Musik und trinken etwas zusammen. Vor dem Feuerwerk zählen wir den Countdown laut mit. Dieses Jahr wurde das Feuerwerk leider abgesagt, und wegen des erneuten Lockdowns gibt es kein sehr spannendes, aber gemütliches Silvester zu Hause bei meiner Familie.»
Bruno Rocha (44) aus Brasilien
«Am Silvesterabend gehe ich besonders gerne an den Strand, weil mich dieser Ort wieder mit den guten Dingen des Lebens verbindet. Das Meer bringt den Frieden und die Ruhe, die ich brauche. In meiner Stadt im Nordosten Brasiliens kommen wir gewöhnlich mit den Menschen, die wir lieben, zusammen, um ein weiteres Jahr der Errungenschaften zu feiern. Es ist ausserdem Brauch, Gerichte zuzubereiten, die speziell für den Jahreswechsel gedacht sind, und Linsen zu essen, weil man sagt, das bringe Glück für das ganze kommende Jahr. Genauso wie das Öffnen eines Champagners Glück, Geld und Frieden bringen soll. Die Abergläubischsten springen ausserdem dreimal ins Meer.»
Jessica Droujko (29) aus Kanada
«In Kanada hat jeder Haushalt seine eigene Silvestertradition. Das liegt vor allem daran, dass die meisten Kanadier Immigranten sind. Ich bin zum Beispiel Kanadierin erster Generation. Meine Familie stammt ursprünglich aus Russland. Dieses Jahr wird es ein ruhiges Silvester im Kreis der engsten Familie. In anderen Jahren verbrachte ich den 31. Dezember immer mit meinen Freunden. Manchmal besuchten wir ein Open-Air-Konzert, das kostenlos von der Stadt organisiert wurde, aber meistens veranstalteten wir eine grosse Hausparty. Dort brachten alle Gäste etwas zu essen mit und kreierten so ein «Potluck Dinner», ein kanadisches Buffet. Wir zählten den Countdown von zehn runter und sobald es zwölf Uhr schlug, gab man seiner/m Liebsten einen Kuss. Und wenn man das nicht hatte, suchte man sich besser schleunigst jemanden zum Küssen!»
Misa Hofrajterova (30) aus Tschechien
«Am 31. Dezember versammeln sich in Tschechien Freunde und Familie, um miteinander zu essen. Wir bereiten Chlebicky und Chutovky zu. Diese belegten Brötchen sind eine typische Spezialität für Festtage. Insbesondere am Neujahrstag gibt es bei uns viele Rituale – Dinge, die man tun oder lassen sollte. Zum Beispiel sollte man am 1. Januar nicht putzen, weil man sonst das Glück aus dem Haus wischt. Gegessen wird traditionellerweise ein Linsengericht, denn das bringt Wohlstand im neuen Jahr. Ausserdem herrscht der Glaube, dass die Stimmung am Neujahrstag das ganze restliche Jahr bestimmt – man sollte also auf keinen Fall streiten or schlecht gelaunt sein.»
Moon Heo (34) aus Südkorea
«In Südkorea feiern wir zweimal Neujahr. An Silvester gibt es an manchen Orten Feuerwerke, und danach ist es üblich, den ersten Sonnenaufgang im neuen Jahr zu beobachten. Um den Sonnenaufgang so früh wie möglich zu sehen, geht man an einen östlichen Ort, auf einen Berg oder ans Meer. Das koreanische Neujahr gemäss dem Lunar-Kalender ist für uns Koreaner jedoch wichtiger. An diesem Datum, einem der grössten traditionellen Feiertage, trifft sich die ganze Familie und Verwandtschaft und kocht und isst zusammen. Das wichtigste Gericht an diesem Tag ist Tteokguk, eine Reiskuchensuppe. Wenn man die isst, so sagt man, ist man ein Jahr älter.»