San Marino ist aktuell das Gallien Europas. Zumindest wenn es ums Feiern an Silvester geht. Deutschland, Frankreich, Italien, die Schweiz – alle machen Restaurants, Clubs und Bars über die Festtage spätestens auf den Abend hin zu. Oder lassen sie ganz geschlossen.
San Marino hingegen will auf die Party nicht verzichten. Im Kleinstaat dürfen Lokale bis um ein Uhr an Neujahr geöffnet haben. Der zuständige Staatssekretär für Gesundheit begründet laut italienischen Medien: «Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise, dass geschlossene Lokale zu einer Senkung der Infektionen führen.»
Rekord an Corona-Toten
In Italien sorgt der lockere Umgang San Marinos für rote Köpfe. Man befürchtet, die Menschen in den benachbarten Badeorten könnten über die Grenze wechseln, um Silvester zu feiern – und das Virus einschleppen. Zudem würden die Silvester-Grenzgänger den italienischen Restaurants die Gäste kosten, die um 18 Uhr schliessen müssen.
Bis jetzt sind in San Marino 54 Menschen am Coronavirus gestorben. Im Verhältnis zu seiner Bevölkerung von 33'000 hat der Mini-Staat mehr Tote, als jedes andere Land. Der italienische Immunologe Roberto Burion ärgert sich über die lockeren Massnahmen: «San Marino tut offenbar alles, um diesen traurigen Rekord zu halten.» (hah)