Auf einen Blick
- Studie: Lebenserwartung bei nur 87 Jahren
- Verschleiss des Körpers bleibt unüberwindbar
- Nur signifikanter wissenschaftlicher Durchbruch könnte Lebenserwartung erhöhen
Die durchschnittliche Lebenserwartung ist in den vergangenen 100 Jahren weltweit rasant angestiegen. Für manche, wie den US-Multimillionär Bryan Johnson (47), ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis wir ewig leben können. Doch stimmt das wirklich?
Eine in diesem Monat in der Fachzeitschrift «Nature Aging» veröffentlichte Studie hinterfragt den Langlebigkeitsoptimismus. Die These: Die Grenzen unseres biologischen Lebens sind bereits ausgereizt. Das Team um den Soziologen S. Jay Olshansky betrachtete mehrere Länder, in denen Menschen tendenziell am ältesten werden. Darunter war neben Australien, Hongkong, Italien, Japan, Südkorea und Schweden auch die Schweiz.
Auf der ganzen Welt ist die Lebenserwartung im 20. Jahrhundert gestiegen. Aber: Das Tempo, mit dem sie wächst, verlangsamt sich. Ein Ende des Trends scheint in Sicht. Einzig in Hongkong blieb das Wachstum der Lebenserwartung stabil.
«Wir gehen im Grunde davon aus, dass wir ungefähr so lange leben werden, wie wir jetzt leben», fasst Olshansky die Studie gegenüber der «New York Times» zusammen. Er ist der Ansicht, dass die maximale durchschnittliche Lebenserwartung bei etwa 87 Jahren liegen könnte. Dabei leben Frauen im Durchschnitt etwas länger als Männer. Ein Dämpfer für alle, die von der Unsterblichkeit träumen. Manche Länder, zum Beispiel Japan und Italien, kommen dieser Zahl bereits nahe.
Verschleiss wird zum unüberwindbaren Hindernis
Mit grossartigen Sprüngen in der Lebenserwartung müssen wir laut Olshansky und seinem Team also nicht mehr rechnen. Denn selbst, wenn wir die Lebensspanne verlängern, wird der Verschleiss des Körpers zum unüberwindbaren Hindernis, argumentiert der Professor für Epidemiologie.
«Wir können die Überlebenszeit durch medizinische Fortschritte etwas verlängern», sagt er der «New York Times». Aber selbst, wenn es keine Todesfälle durch gewöhnliche Krankheiten oder Unfälle mehr gäbe, würden die Menschen am Altern selbst sterben.
Dämpfer für Langlebigkeitsoptimisten
Der Demograf James Vaupel hat einst prognostiziert, dass die meisten Kinder, die im 21. Jahrhundert geboren werden, die 100 Jahre erreichen würden. Auch diese These widerlegt die neue Studie. Ein Blick auf die Daten zeigt, dass die Menschen in den betrachteten Ländern vielmehr im Alter zwischen 70 und 90 Jahren versterben. Daraus lässt sich schliessen: Die Chancen, deutlich älter zu werden, als heute, sind geringer als viele hoffen.
Die Forscher lassen aber eine Hintertür für das Methusalem-Alter offen: Ein massgeblicher wissenschaftlicher Durchbruch könnte die Lebenserwartung doch noch über die angegebene Altersspanne hinaus anheben. Bislang ist dieser aber nicht in Sicht.