Die nächste Generation soll eine Welt vorfinden, die nicht nur aus Müll besteht», sagt BLICK-Leserin Riccarda Willi (59) mit Nachdruck. Die Bündnerin hat sich auf einen BLICK-Aufruf gemeldet, um zu erzählen, wie sie mit so wenig Abfall wie möglich lebt. Dass es ganz ohne Abfall nicht geht, ist ihr klar. Und dass es etwas Aufwand bedeutet, wenig Abfall zu hinterlassen auch. Aber sie vermeidet Abfall mit Begeisterung.
«Broccoli haben wir schon lange nicht mehr gegessen, denn der ist immer in Plastik eingepackt», erzählt die Bündnerin, die aktuell in Frankfurt am Main lebt. Ihr Ehemann Hans-Peter Willi arbeitet dort als Konsul beim Schweizerischen Generalkonsulat. Als Ehefrau eines Angestellten des Auswärtigen Amtes lebte sie zusammen mit ihm und dem gemeinsamen Sohn bereits auf vier Kontinenten. Und sie hat sich immer und überall dafür eingesetzt, dass Dinge nicht einfach weggeworfen werden.
Gemüse und Früchte frisch kaufen
«Das beginnt schon beim Einkaufen», erzählt sie. Eben, kaum Broccoli, weil der meist in Plastik eingeschweisst ist. Wo immer möglich kauft sie Gemüse und Früchte frisch auf dem Markt ein und bringt ihre Netzli mit, in denen sie die Sachen dann gleich auch lagert. Und sie achtet darauf, dass die Produkte aus der Region kommen.
Bei Bananen ist sie hin- und hergerissen: «Soll ich diese kaufen, obwohl sie eine weite Anreise haben oder doch nicht? Auf der anderen Seite: Diese Bananen ermöglichen den Menschen in ihren Herkunftsländern ein Einkommen.»
Jeder Mensch hat Recht auf gute Ware, findet sie. Darum kommt es für sie nicht in Frage, «schlechtes Zeug» weiterzugeben. Aber so viel Dinge seien viel öfters gut brauchbar.
Ihre Tipps für Zero Waste
Das sind ein paar ihrer Vorschläge, wie man ohne Abfall zu produzieren einkaufen kann oder wo man gebrauchte, intakte Dinge weitergeben kann:
- Joghurt im Glas kaufen und das leere Glas ausgespült zurückbringen
- Wer Süssgetränke oder Bier mag: Dieses in Glasflaschen beim Getränkehändler bestellen und auf dem Balkon lagern.
- Statt Shampoo oder Duschgel eine Seife benutzen. Sie bohrt jeweils ein Loch in die Seife und hängt sie im Bad auf. Oder die Seife in einen (Bambus-)Beutel stecken und aufhängen.
- Fleisch, Käse und auch Milch mit Glas-Vorratsgeschirr einkaufen
- Beim Optiker nachfragen, ob die Brille im Ausland weiterverwendet werden kann
- Altes Brot für die Pferde beim Bauern sammeln
- Kleider in die Brockenstube oder ins Flüchtlingsheim bringen. Kleiderläden nehmen diese meist auch zurück.
- Beim Skiverkäufer nachfragen, ob er die Skis zurücknimmt
- Das Honigglas dem Imker zurückbringen
- Alte Schuhe beispielsweise ins Schuhgeschäft zurückbringen
- Repair-Cafés nutzen
- Abfallvermindernde Projekte nutzen und unterstützen, wie ReCircle (Mehrweg-Geschirr für Take-away-Essen)
Ein Abfallsack in acht Wochen
Bis ein 35-Liter-Abfallsack im Haushalt Willi voll ist, dauert es zwischen sechs bis acht Wochen. «Vor allem Taschentücher füllen aktuell unsern den Sack», sagt sie. Die Idee der gebührenpflichtigen Abfallsäcke findet Willi eine grandiose Idee. Diese würde sie am liebsten überall auf der Welt einführen. «So merkt man direkt beim Portemonnaie, dass es sich lohnt, weniger Abfall zu machen.»
«Ich habe in vielen Ländern so tolle Orte und Plätze gesehen – so schade, wenn diese zugemüllt würden», sagt sie. Dass man den Abfall einfach so in der Natur entsorgt, kann Willi überhaupt nicht verstehen. «Man hat doch immer eine Tasche dabei, wo man seinen Müll reintun und mitnehmen kann», ist sie überzeugt. Sie selbst hat sogar meist ein Paar Gummihandschuhe dabei, damit sie liegengelassenen Abfall einsammeln kann.