Recycling-Bünzlis als Helden
Die Sammelière

Im Altpapier und Glas sammeln sind wir Schweizerinnen und Schweizer rekordverdächtig gut. Dazu trägt auch Jrene Rolli (34) aus Bern bei. Sie geht sogar noch weiter: Sie bezeichnet sich als Recyling-Bünzli.
Publiziert: 07.11.2020 um 16:09 Uhr
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Aktualisiert: 09.12.2020 um 08:13 Uhr
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Mit diesem Bild und dem Kommentar «Sammelière statt Sommèliere» zeigt sich Jrene Rolli in der Kampagne von Swiss Recycling als Bünzli.
Foto: zVg
Barbara Ehrensperger

Mit dem Spruch «Sammelière statt Sommelière» steht Jrene Rolli (34) aus Bern auf der Webseite von Swiss Recycling zu ihrem Dasein als Bünzli. Dort sind Schweizerinnen und Schweizer gesucht, die stolz darauf sind, dass sie gern recyceln und damit der Umwelt etwas Gutes tun wollen.

In der Bünzli-Galerie soll die ganze Schweiz vertreten sein. Dort sieht man Jrene Rolli beim Entsorgen einer riesigen Weinflasche. «Diese Flasche ist nicht von mir», stellt sie lachend klar. Sie habe neben der Entsorgungsstelle gestanden, weil sie schlicht nicht reinpasste.

«Ich bin gern ein Bünzli. Ein Bünzli ist für mich eine besonnene Person, die bewusst lebt und sich auch an gesellschaftliche Pflichten hält.» Aber sie ergänzt auch: «Das Bünzli-Sein ist für mich nur eine Facette meiner Person. Ich lasse mich nicht gern schubladisieren. Ich bin schliesslich nicht nur Frau, Tochter, Unternehmerin, Joggerin oder eben Bünzli», erklärt sie.

Wegwerfen fast nicht übers Herz gebracht

Trotzdem hat sie gern bei der Bünzli-Recycling-Kampagne mitgemacht, denn die Umwelt liegt ihr am Herzen. «Ich bin also gar nicht die Ober-Nachhaltigkeits-Predigerin», meint sie. Sie mache, was sich gut im Alltag einfügen lasse. Wie eben Glas entsorgen. Zum Einkauf müsse sie ja eh Taschen mitnehmen, und da lassen sich zwei, drei Flaschen locker mitnehmen und dann gleich entsorgen.

«Als ich in den USA lebte, wurde mir klar, wie privilegiert wir hier sind: In der Schweiz kann man an fast an jeder Ecke Glas und vieles mehr korrekt entsorgen. In den USA hingegen gab es keine Entsorgungsorte, ich musste alles in den Abfall werfen – und brachte das fast nicht übers Herz», erzählt die Unternehmerin im Kommunikationsbereich.

Sammelstellen digital erfasst

Dass man in Bern auf Google die Sammelstellen findet, haben wir Rolli zu verdanken: «Ich habe auf Google eine Sammelstelle gesucht und fand keine. So habe ich angefangen, die Sammelstellen in der Stadt Bern auf Google Maps selbst einzugetragen.» Auch Standorte vom Carsharing Mobility und dem Pendant für Velos, Publibike, hat sie erfasst. «Mein gesellschaftliches Engagement auf digitale Art und Weise», nennt sie es.

Rolli fährt Velo und besitzt kein Auto. Doch in die USA fliegt sie auch gern mal. Sie macht sich ihre Bedürfnisse bewusst klar und entscheidet dann. Das heisst, nicht irgendein Fleisch kaufen, sondern wenn sie Fleisch essen möchte, dann aus art- und naturgerechter Haltung.

Beim Alltagseinkauf schaut Rolli genau hin und kauft lieber Lebensmittel ohne Plastik. Aber ausschliesslich alles im Unverpackt-Laden einzukaufen, würde sie aktuell zu stark einschränken. Zu sehr mag sie die kulinarische Vielfalt.

Recyceln tut der Umwelt gut

Vermutlich handeln viele Schweizerinnen und Schweizer wie Rolli. Denn die Sammelquote im 2018 beim Altpapier betrug 94 Prozent und beim Glas sogar 96 Prozent, hat die Dachorganisation der Schweizer Recycling «Swiss Recycling» berechnet.

Das tut der Umwelt gut: Das Recycling in der Schweiz erreiche einen Umweltnutzen, der der jährlichen Umweltbelastung von 86'000 Personen entspreche. Oder ein anderes Beispiel: Eine Tonne rezyklierte Textilien und Schuhe sparen so viele Umweltbelastungen ein, wie 26'400 Flugkilometer oder etwa vier Mal die Flugstrecke Zürich–New York generiert.

Kein Verständnis für Littering

Das kann Jrene Rolli gar nicht verstehen: «Mir geht das nicht in den Kopf: Wie kann man nur einfach Dinge achtlos auf den Boden werfen?» Fast ungläubig doppelt sie nach: «Es fällt einem vielleicht mal ein Fötzli aus der Hosentasche, aber einen Café-Becher oder auch eine Gesichtsmaske einfach an den Strassenrand werfen – das geht gar nicht. Solche Sachen einfach in den den nächsten Abfalleimer zu geben ist doch das Mindeste, was jeder tun kann.»

Statt sich einfach nur zu ärgern, hat sie sich vor ein paar Monaten Kurzgeschichten zu den weggeworfenen Dingen überlegt und diese mit dem sehr passenden Blog-Namen aufgeschrieben: «Litteratur: Hey, du hast da was verloren...».

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