Im Preis inbegriffen
So bezahlen wir fürs Recycling

Wer bezahlt für das Recycling von Glasflaschen? Und wer bekommt Geld für das gesammelte Papier? Blick klärt auf.
Publiziert: 02.11.2023 um 10:50 Uhr
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Aktualisiert: 02.11.2023 um 11:24 Uhr
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80 Prozent der klassischen Batterien und Knopfzellen werden wiederverwertet. Bei diesem Wertstoff ist eine vorgezogene Gebühr im Verkaufspreis enthalten.
Foto: Getty Images/fStop
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Barbara EhrenspergerRedaktion Green

63 Franken bezahlt jeder Schweizer und jede Schweizerin durchschnittlich fürs Recycling pro Jahr. «Es ist von Person zu Person unterschiedlich. Denn der Betrag ist vom Verbrauch abhängig», präzisiert Patrik Geisselhardt, Experte für Wirtschaftskreisläufe und Geschäftsführer von Swiss Recycling.

Wo bezahlt man am meisten und welche Wertstoffe sind günstig? Blick hat nachgeforscht.

Glas

Eine 0,33-l-Bierflasche enthält eine «vorgezogene Entsorgungsgebühr» (vEG) von zwei Rappen. Bei einer 0,75-l-Flasche beträgt die Gebühr sechs Rappen. Bezahlen muss der Betrag der Flaschenproduzent oder -importeur, also derjenige, die die Flaschen in Umlauf bringt. Die Kosten werden aber vermutlich auf den Preis geschlagen und so von den Konsumentinnen und Konsumenten übernommen. 

Insgesamt kommen damit pro Jahr rund 35 Millionen Franken zusammen. Aus diesem Geldtopf werden die Gemeinden bezahlt, die das Altglas in den Containern sammeln. Die Gemeinden können das Altglas verkaufen, wem sie möchten: in Inland oder Ausland. Für nach Farben sauber getrenntes Glas erhält eine Gemeinde mehr Geld, nämlich rund 90 Franken pro Tonne. Und nur wenn gar kein Recycling mehr möglich ist, wird aus dem Glas Sandersatz hergestellt, dafür gibt es dann noch 18 Franken pro Tonne Altglas – allerdings ist dies nur bei 0,025 Prozent der jährlich gesammelten Altglasmenge der Fall. 

Batterien

80 Prozent der klassischen Batterien und Knopfzellen werden wiederverwertet. Auch hier ist eine vorgezogene Gebühr im Verkaufspreis dabei. Sie beträgt mindestens drei Rappen pro Stück oder 1.60 bis 3.20 pro Kilogramm. 

Beim Recycling von Batterien schaut die Betreiberorganisation Inobat, die auch den Gebührentopf verwaltet, genauer hin – schliesslich sind Batterien Sonderabfall. Das heisst: Die gesammelten Batterien gehen nur an akkreditierte Entsorger weiter.

Die Sammelstellen erhalten für Batterien kein Geld. Die Einnahmen werden dafür verwendet, die Batterien fachgerecht zu transportieren, zu recyceln oder zu entsorgen. Lithiumionen-Batterien gehen immer ins Ausland, da sie in der Schweiz noch nicht aufbereitet werden können. 

PET-Getränke-Flaschen

Auch bei PET-Flaschen bezahlen wir den vorgezogenen Recyclingbeitrag mit: 2,3 Rappen für Flaschen bis 5 Deziliter, 1,9 Rappen bei grösseren. Hier läuft das Recycling etwas anders: Die Betreiberorganisation PET-Recycling Schweiz (PRS) kauft das Material auf. Das heisst, die Gemeinden und Sammelstellen können das gesammelte PET an PRS abgeben und erhalten eine Entschädigung für ihren Sammelaufwand. 

Die Flaschen werden dann in Frauenfeld recycelt und in Bilten GL wieder zu neuen PET-Flaschen. «Die Nachfrage nach PET-Flaschen ist momentan so hoch, dass die einzelnen Bezüger genau ihren Marktanteil an neuen Flaschen wieder zurückkaufen dürfen», so Patrik Geisselhardt, der sich über den guten Kreislauf in der Schweiz erfreut zeigt. 

Aluminium

Ungefähr einen Rappen pro Dose kostet das Recycling. Die gesammelten Dosen wandern alle ins Ausland, da es in der Schweiz kein Schmelzwerk gibt. 

Elektrogeräte

Die vorgezogene Entsorgungsgebühr für Elektrogeräte ist je nach Gerät unterschiedlich. Für einen Kühlschrank, der schwerer als 25 Kilogramm ist, beträgt sie 26 Franken. «In Aarwangen steht die modernste Fabrik Europas, in der unter anderem Kühlschränke geschreddert werden», erklärt Geisselhardt. In dieser Anlage würden bis zu 95 Prozent eines Kühlschranks wiederverwertet und rund 1600 Kühlschränke pro Tag bearbeitet.

Papier und Karton

Wer in der Zentralschweiz Karton im Sammelhof entsorgen will, muss dafür teilweise bezahlen. «Der Kartonpreis ist so im Keller, dass Sammelhöfe und auch Gemeinden etwas verlangen für die Entsorgung», sagt Kreislaufexperte Geisselhardt. 

Jede Gemeinde ist für das Sammeln von Papier und Karton selber verantwortlich. Bisher ist es mehrheitlich kostenlos, da mit dem Verkauf des Materials, die Sammellogistik bezahlt werden konnte.

In einigen Gemeinden kann man Karton und Papier gemeinsam entsorgen. «Dann muss der Entsorger das Trennen der beiden Werkstoffe vornehmen. Es ist jedoch viel günstiger, wenn Leute das bereits selber macht.» Geisselhardt ist überzeugt, dass die Kehrichtsackgebühr mithilft, dass in der Schweiz ein hoher Recyclinganteil herrscht.

Grüngut

1,3 Millionen Tonnen Grüngut wird in der Schweiz gesammelt. Je nach Gemeinde kostenlos oder via Grüncontainer-Gebühr zahlungspflichtig. Dies kann jede Gemeinde selber bestimmen. «Die Grüngut-Entsorgung ist teuer, weil grosse Mengen bewältigt werden müssen», sagt Geisselhardt. So kostet der Transport je Tonne rund 115 Franken, dazu kommt dann noch die Verwertung von rund 125 Franken. Das ergibt Kosten von 240 Franken pro Tonne Grüngut.

Ob sie allenfalls daran etwas ändern wird, zeigt sich in der nahen Zukunft: Denn Biogas ist gefragter denn je. Darum könnte Bioabfall wertvoller werden. 

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