Gerüchte und Tratsch gibt es wohl über jedes Thema, das die Öffentlichkeit beschäftigt. Energiewende, Waldsterben und Klimaerwärmung erregen viel Aufmerksamkeit – und bieten reichlich Futter für die Gerüchteküche. Wir räumen mit den gängigsten Unklarheiten auf:
Wir sind nicht schuld am Klimawandel.
Doch. Für die Klimaerhitzung ist der Mensch verantwortlich. Das ist wissenschaftlich gesichert und gut belegt. In den vergangenen Jahrzehnten haben wir massiv fossile Treib- und Brennstoffe wie Benzin, Heizöl, Erdgas und Kohle verbraucht. Das dadurch freigesetzte CO2 macht die Erde immer mehr zu einem Treibhaus und lässt die Temperatur auf der Erde immer weiter steigen. Dabei sind es vor allem wir Menschen aus entwickelten Ländern wie der Schweiz, Europa, Kanada und den USA, die den rasanten Klimawandel in den vergangenen Jahren verursacht haben. Mit unserem Konsum und unserem riesigen Hunger nach fossilen Treib- und Brennstoffen haben wir massiv zum CO2-Ausstoss beigetragen. Leidtragende der teilweise fatalen Auswirkungen der Erderhitzung sind aber vor allem Menschen in ärmeren Ländern.
Georg Klingler, Klimaexperte bei Greenpeace Schweiz
Wer badet, verbraucht viel mehr Wasser als jemand, der duscht.
Stimmt absolut gesehen gar nicht: Denn wer länger als zehn Minuten warm duscht, verbraucht je nachdem mehr Energie als bei einem Badewannenplausch. Je nach Grösse der Badewanne benötigt man zwischen 200 und 250 Liter Wasser und ordentlich Energie, um es zu erwärmen: mehr als ein Liter Heizöl pro Bad. Mit einem gewöhnlichen Duschkopf, der 20 bis 30 Liter Wasser pro Minute durchlässt, verbraucht eine fünfminütige Dusche schnell einmal soviel Wasser wie ein halbvolles Bad. Duscht man zehn Minuten lang mit einem gewöhnlichen Duschkopf, verbraucht man mehr Wasser als mit einem Bad.
Plattform energie-umwelt.ch, Informationsplattform der Fachstellen für Energie und Umwelt der Kantone Bern, Freiburg, Genf, Jura, Neuenburg, Waadt und Wallis.
Elektroautos sind CO2-neutral.
Nein, denn bei der Herstellung der Elektroautos sowie bei der Produktion des Stroms, der für den Betrieb des Autos benötigt wird, entstehen Emissionen. Elektroautos sind im Vergleich mit Autos, die mit Benzin oder Diesel betrieben werden, aber auf jeden Fall sauberer. Noch klimafreundlicher ist es, den öffentlichen Verkehr und das Velo zu benutzen sowie zu Fuss unterwegs zu sein.
Georg Klingler, Klimaexperte bei Greenpeace Schweiz
Wenn ich mein Smartphone vom Ladegerät trenne, verbraucht es keinen Strom mehr.
Dann braucht es einfach den vorher geladenen Akku leer. Das heisst, es braucht gerade keinen Strom aus der Steckdose, aber trotzdem Strom.
Georg Klingler, Klimaexperte bei Greenpeace Schweiz
Wenn wir nur noch nachhaltige Energie (Energiewende) nutzen, werden die Stromkosten kaum mehr bezahlbar sein.
Stimmt nicht. Strom aus Photovoltaikanlagen und Windenergie sind heute günstiger als Atomstrom und Strom aus fossiler Energie. Wasserkraft gehört schon länger zur günstigsten Stromproduktion. Der Umbau der Stromversorgung auf 100 Prozent erneuerbare Quellen verlangt zwar zusätzliche Investitionen, diese werden sich aber schon nach 20 Jahren auszahlen. Dann werden wir günstigeren Strom haben, als wenn wir in neue Atomkraftwerke oder fossile Kraftwerke investieren würden. Der Gesamtumbau des Energiesystems bringt mittelfristig tiefere Stromkosten mit sich.
Georg Klingler, Klimaexperte bei Greenpeace Schweiz
Baumwollstofftaschen sind umweltfreundlicher als Plastiktüten.
Nein, denn die Baumwollproduktion ist sehr umweltschädlich. Der Anbau von Baumwolle braucht extrem viel Wasser, Dünger und Pestizide. Man müsste eine solide Stofftasche über 130 Mal verwenden, damit sie ökologischer ist als eine Einweg-Plastiktasche. Zu bedenken ist aber, was mit der Plastiktüte geschieht. Wenn sie in die Umwelt gelangt, ist das sehr problematisch. Daher ist das Sinnvollste, Taschen möglichst oft wiederzuverwenden, egal aus welchem Material sie sind.
Zero-Waste-Experte Florian Kasser von Greenpeace Schweiz
Gurken ins Plastik einschweissen ist Blödsinn.
Grundsätzlich ist eine so verpackte Gurke unsinnig. Denn eine Gurke kann man nach dem Kauf waschen und/oder schälen. Es wird aber oft argumentiert, abgepackte Gurken verhindern Foodwaste. Bei Gemüse, das im Winter durch halb Europa gekarrt wird, kann eine solche Plastikschicht nützlich sein. Eine regional und saisonal produzierte Gurke aber muss man sicher nicht mit Plastik einpacken.
Zero-Waste-Experte Florian Kasser von Greenpeace Schweiz