18'000 Höhenmeter zurückgelegt
Zwei Frauen durchqueren kletternd und mit dem Velo die Schweiz

Mit dem Velo von Ost nach West durch die Schweiz und dann noch die schwierigsten Kletterwände meistern: Das haben die Bergsteigerinnen Caro North (29) und Ines Papert (46) im Sommer geschafft. Obwohl beide extreme Leistungen gewohnt sind, spürten sie ihre Grenzen.
Publiziert: 02.03.2021 um 10:03 Uhr
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Aktualisiert: 26.03.2021 um 09:25 Uhr
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Ines Papert (46, links) und Caro North (29) auf der Anfahrt zum Eigergletscher, um in der Eigernordwand zu klettern.
Foto: Jochen Schmoll
Barbara Ehrensperger

18'000 Höhenmeter, 600 Kilometer und sechs alpine Wände haben die beiden Alpinistinnen Caro North (29) und Ines Papert (46) in einem Monat zurückgelegt.

Ohne einmal das Auto oder den Zug zu benutzen, haben sie von Sargans SG bis zu den Aiguilles Dorées an der französischen Grenze die Schweiz durchquert und machten Halt an den schwierigsten Kletterwänden, um sie zu besteigen.

«Am Eiger war es schwierig und frustrierend, weil ich das Gefühl hatte, ich könne nicht mehr klettern», erzählt die Bergführerin und Alpinistin Caro North (29) BLICK. Die topfitte Athletin aus La Tzoumaz bei Verbier VS ist Bergführerin, hat Erstbegehungen gemacht und war Mitglied im ersten Frauen-Expeditionskader des Deutschen Alpenvereins.

«Dass das Klettern nicht mehr wie gewohnt lief, lag am Velofahren», vermutet die Alpinistin. Denn so viele Höhenmeter mit dem Velo mit einem schwer beladenen Anhänger hat sie noch nie zuvor absolviert.

Umweltfreundliche Höchstleistungen

Geplant war die Schweiz-Durchquerung ursprünglich nicht. Sowohl die deutsche Alpinistin Ines Papert wie auch Caro North hatten eigentlich Expeditionen geplant, die coronabedingt ins Wasser fielen.

«Wir haben uns dann überlegt, was wir tun könnten», sagt North. Ihr war wichtig: wenn ein neues Projekt, dann eines, das zeigt, wie man umweltfreundlicher alpinistische Höchstleistungen erbringen kann.

«Mit dem Auto an die neun Kletterwände fahren und hochsteigen – das wäre keine Herausforderung gewesen», erzählt sie. Aber fast jeden Tag Pässe hochfahren mit einem Anhänger, der beladen ist mit der Camping-Ausrüstung, Essen, Kletterausrüstung, und dann mit müden Beinen in die Wände einsteigen, das sei eine Herausforderung gewesen.

Der Plan zu Beginn war: an regnerischen Tagen Velo fahren, an den sonnigen Klettern. Und das haben wir die ersten zehn Tage voll durchgezogen. Erst nach zehn Tagen nonstop Anstrengungen, legten sie auf dem Zeltplatz in Gadmen BE den ersten Pausentag ein.

Zwei Unterhosen reichen

Obwohl sie enorm schwierige Routen klettern, sagt Caro North: «Das Velofahren hat mich mehr Kraft gekostet.» Die beiden Frauen merken, dass sie dreimal so viel Essen benötigen wie im normalen Kletteralltag. «Das Schöne aber war, dass wir dank unseres Velo-Tempos viele Bauernhöfe entdeckten und uns da mit Leckereien eindecken konnten.»

Neben dem Verzicht auf CO2-Emmissionen entledigten sich die beiden bald weiteren überflüssigen Ballasts: «Wir haben Unnötiges verschenkt, um so leicht wie möglich unterwegs zu sein.» Aber das Weniger-Haben war kein Verzicht. Lachend erzählt sie: «Zwei Unterhosen reichen prima aus: Eine tragen, eine waschen!»

Natur noch näher erleben

Der Versuch, spannende grüne Expeditionen zu machen, sei geglückt, findet North. Sie sieht auch viel umweltschonenes Reise-Potenzial bei «klassischen Unternehmungen im Ausland».

Zum Beispiel möchte sie gerne per Segelboot zu spannenden Klettereien reisen. Oder die Profis könnten vermehrt mit dem Zug anreisen, meint sie. Jedoch sei klar, dass Expeditionen so mehr Zeit benötigen und die Athletinnen und Athleten ihre Komfortzone verlassen müssten.

«Aber ich freue mich auf solche Unternehmungen, denn sie bringen uns die Natur noch näher», sagt sie.

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