So eng ist es im U-Boot von OceanGate
0:42
Gleich gross wie ein Mini-Van:So eng ist es im U-Boot von OceanGate

Die Katastrophe lässt noch immer die Kasse klingeln
Die Titanic ist bis heute ein Milliardengeschäft

Mit dem Unfall eines U-Boots wird das Drama um die Titanic gerade um ein tragisches Kapitel reicher. Der Untergang des Luxusdampfers fasziniert bis heute – und ist bis heute ein gutes Geschäft.
Publiziert: 21.06.2023 um 20:51 Uhr
|
Aktualisiert: 23.06.2023 um 07:39 Uhr
1/8
Die Tauchkapsel «Titan» mit fünf Menschen an Bord implodierte im Atlantik. Die fünf Insassen starben.
Foto: AFP
tschuiquer.jpg
Silvia TschuiGesellschafts-Redaktorin

Was bewegt drei Menschen dazu, rund 230'000 Franken zu bezahlen, um in einem U-Boot zum Wrack eines vor mehr als hundert Jahren gesunkenen Schiffs zu tauchen? Sich vier Tage lang auf engstem Raum zu bewegen und sich dabei in ständiger Lebensgefahr zu befinden? Weshalb gibt es überhaupt eine Firma, die diese teure, höchst gefährliche Reise runter zu 3600 Metern Meerestiefe anbietet?

Die Antworten haben mit einem tragischen Schiffsunglück zu tun, bei dem am 15. April 1912 1500 Menschen ertranken und das seither zu einem Milliardengeschäft geworden ist: der Untergang der Titanic.

Wie sehr, zeigt etwa der Film «Titanic» aus dem Jahr 1997 mit Kate Winslet (47) und Leonardo di Caprio (48) in den Hauptrollen war ein Mega-Kassenschlager: Über 1,8 Milliarden (!) US-Dollar spielte das Drama von Regisseur James Cameron (68) ein, zwölf Jahre lang belegte der Film den ersten Platz der Liste der erfolgreichsten Filme überhaupt, noch heute liegt er auf Platz vier.

Er ist nicht der erste Hollywood-Streifen, der auf der Titanic spielt, er ist nicht der erste Hollywood-Streifen, dem die tragische Thematik einen Erfolg beschert hat. Bereits 1953 erschien der Kinofilm «Der Untergang der Titanic» – und heimste 1954 einen Oscar fürs Drehbuch ein.

Oper, Bücher, Games, Comics… alles zur Titanic

So tragisch der Tod so vieler Menschen war – wo «Titanic» draufsteht, öffnen sich die Portemonnaies der Konsumenten. So gibt es eine Oper «Untergang der Titanic», ein Auftragswerk aus dem Jahr 1979. Wer Graphic Novels zum Thema sucht, scrollt sich durch viele Hefte, von den Romanen ganz zu schweigen. Auffällig auch: Auf Amazon sind sehr viele dieser Bücher mit viereinhalb bis den maximal möglichen fünf Sternen bewertet.

Einige davon stechen hervor: Bereits zwei Monate nach dem Untergang publizierte der damals 34-jährige englische Journalist, Autor und Lehrer Lawrence Beesley (1877-1967), einer von 705 Überlebenden, sein Buch «The loss of the SS Titanic» («Der Verlust der SS Titanic», wobei SS für Steam Ship oder Dampfschiff steht). Es war beim Erscheinungstermin sehr erfolgreich und gilt bis heute als Standardwerk. Auch weitere Überlebende haben ihre Memoiren niedergeschrieben.

Auch Game-Entwickler haben das Titanic-Thema entdeckt. Es gibt so viele Spiele zur Untergangs-Tragödie, dass online Best-of-Listen dazu zu finden sind. Auch die Übersicht über Dokumentationen füllt eine ganze Wiki-Seite dazu – fünfunddreissig Stück sind gelistet, ohne Garantie für Vollständigkeit.

Das Leben schrieb ein dramaturgisch perfektes Drama

Doch was macht die mittlerweile über hundert Jahre andauernde Faszination, die letztlich das Fundament für das Geschäft mit der Titanic ausmacht, aus? Brigitte Saar hat Antworten. Die ZDF-Reporterin ist Vize-Präsidentin des Titanic-Vereins Schweiz und war schon als Kind vom Unglücksschiff fasziniert.

Saar ist so angefressen, dass sie selbst in zwei Expeditionen 1998 und 2005 zur Titanic getaucht ist. «Man sieht Spuren von ganz viel Einzelschicksalen», erklärt sie gegenüber Blick ihre Motivation, «das macht das sehr tief. Man grübelt ewig darüber nach. Und es ist ein grosses Abenteuer – man ist sozusagen Indiana Jones und wird mit der Wucht dieses Dramas konfrontiert. Es ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle.»

Es gebe unglaublich viele Themen, die an der Titanic faszinieren könnten, sagt Saar weiter: «Das Ingenieurswesen, eine gigantische Leistung mit den damaligen Mitteln, die Klassenthematik, dass da Superreiche in der ersten Klasse und arme Schlucker in der dritten Klasse waren.»

Auch Don Lynch, der offizielle Historiker der international vernetzten «Titanic Historical Society», stösst in einem aktuellen Artikel gegenüber «Reader's Digest» ins selbe Horn: «Der grösste Dampfer der Welt, als unsinkbar vermarktet, stösst mit manchen der berühmtesten Personen der Welt beladen auf seiner Jungfernfahrt mit einem Eisberg zusammen – und sinkt dann so langsam, dass Zeit für unzählige dramatische Entwicklungen und Heroismus bleibt. Wenn das als Fiktion geschrieben würde, würde niemand glauben, dass so etwas passieren könnte.»

Jetzt schreibt die Geschichte gerade ein weiteres Kapitel in der Geschichte der Titanic – leider wieder ein tragisches. Am Donnerstagabend verkündete die Küstenwache, dass das Tauchboot implodiert ist.


Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?