Ocean-Gate-CEO ignorierte Warnungen mehrfach
Übr die Gefahr seiner U-Boot-Abenteuer ist Ocean-Gate-CEO Stockton Rush (†61) mehrfach gewarnt worden. Nun zeigt ein Mailverkehr, der BBC vorliegt, wie stur Rush sich den Warnungen widersetzte.
Der CEO, der bei der Tauchfahrt mit der Titan verstorben ist, schrieb unter anderem: «Wir haben die unbegründeten Ausrufe ‹Sie werden jemanden umbringen› schon viel zu oft gehört. Ich betrachte dies als eine ernsthafte persönliche Beleidigung.»
Dies war eine der Antworten, die Rob McCallum, Experte für Tiefsee-Expeditionen erhalten hat. McCallum habe Rush davor gewarnt, seine U-Boote einzusetzen, bevor sie von einer unabhängigen Stelle zertifiziert worden seien. Rush erwiderte, dass er es «leid ist, dass andere Branchenakteure versuchen, Innovation durch Sicherheitsargumente zu stoppen».
Im Mailverkehr aus dem Jahr 2018 machte McCallum den Ocean-Gate-Boss darauf aufmerksam, dass er denselben naiven Übermut an den Tag lege, wie es einst diejenigen taten, die davon ausgingen, dass die Titanic unsinkbar sei. McCallum mahnte Rush, bei den Tests der U-Boote «sehr vorsichtig und zurückhaltend» vorzugehen.
Rush konterte, dass er gut qualifiziert sei, «um die Risiken und Probleme zu verstehen». Der angespannte Meinungsaustausch endete, nachdem die Anwälte von Ocean Gate mit rechtlichen Schritten gedroht hatten.
Weisses Haus lobt Rettungseinsatz
Nach dem bestätigten Tod der Insassen im Tauchboot Titan hat das Weisse Haus die Suchaktion der Rettungskräfte gelobt. «Diese ganze Anstrengung war ein Beweis für das Können und auch für die Professionalität, die die Männer und Frauen, die unserer Nation dienen, jeden Tag aufs Neue unter Beweis stellen», sagte die Sprecherin des Weissen Hauses, Karine Jean-Pierre, am Freitag in Washington.
Sie sprach den Angehörigen der fünf Abenteurer ihr Beileid aus und dankte Kanada, Grossbritannien und Frankreich für die Hilfe bei der Suche.
Die vermutlich letzte Nachricht von Hamish Harding
Die Euphorie ist deutlich spürbar. In einer Whatsapp-Nachricht schreibt Milliardär Hamish Harding (†58) an seinen Freund Mark Hannaford: «Diving to titanic later today! If weather holds». Auf Deutsch: «Tauchen später zur Titanic! Falls das Wetter hält».
Das war die letzte Nachricht, die Hannaford von seinem Freund erhalten hat. Nur wenige Stunden nach dem Absenden der Nachricht war Harding wahrscheinlich bereits tot. Sein Freund Hannaford antwortete ihm noch: «nice!! Beats my diving in Musamdam!» Auf Deutsch: «Sehr schön!! Schlägt mein Tauchen in Musamdam!»
«Polar Prince» verlässt Suchgebiet
Die Polar Prince, das Schiff, mit dem das Tauchboot Titan zum Ort des Titanic-Wracks transportiert wurde, verlässt heute den Ort des Unglücks. Es werde entweder am späten Freitag oder am frühen Samstagmorgen nach St. John's in Kanada zurückkehren, sagte eine Quelle von Horizon Maritime, dem Unternehmen, dem das Schiff gehört, gegenüber CNN. Standorte zur Überwachung des Schiffsverkehrs zeigten zudem, dass heute Morgen auch mehrere andere Schiffe in einer Reihe nach St. John's zurückfuhren.
Präsident der Titanic International Society will Reisen zum Wrack beenden
Charles Haas, Präsident der Titanic International Society (Credit: Titanic International Society).
Der Präsident der Titanic International Society erklärte, es sei an der Zeit, «ernsthaft darüber nachzudenken», ob Reisen zu dem berühmten Schiffswrack nach dem Verlust der Titan und ihrer Besatzung «im Namen der Sicherheit» eingestellt werden sollten. Charles Haas gab in einer Mitteilung an, er sei «zutiefst erschüttert und untröstlich» über den Tod aller fünf Männer an Bord des U-Boots.
Er forderte eine «umfangreiche, detaillierte» Untersuchung durch die US-Küstenwache und andere Ermittlungsbehörden, «um das Design, die Struktur, die Kommunikations- und Sicherheitssysteme des Tauchboots, die Eigentümer sowie Notfallvorbereitungen und -verfahren eingehend zu untersuchen. So wie die Titanic der Welt Sicherheitsunterricht erteilt hat, sollte dies auch durch den Verlust der Titan geschehen», sagte er weiter.
«Die Titanic hat die Welt auch über die Gefahren von Hybris und übermässigem Vertrauen in die Technologie aufgeklärt. Das tragische Ende dieser Expedition hat gezeigt, dass diese Lektionen noch gelernt werden müssen», heisst es ferner in der Erklärung. Der Präsident sprach den Angehörigen der verlorenen Passagiere sein Mitgefühl aus und sagte, er hoffe, dass ihr Verlust «die Welt erneut in Aufruhr versetzt, um die Sicherheit derjenigen zu gewährleisten, die auf dem Meer in Gefahr sind». Die Titanic International Society hat sich der Bewahrung der Geschichte der Titanic und der Ereignisse rund um ihren Untergang verschrieben.
Ocean-Gate-Mitgründer: Machen keine «Spritzfahrten»
Der Mitbegründer von Ocean Gate, Guillermo Söhnlein (57), teilte mit, die Absicht des Unternehmens bestehe nicht darin, «Spritzfahrten» zum Wrack der Titanic durchzuführen, sondern darin, Forschung zu betreiben. Söhnlein sagte gegenüber Times Radio, dass jeder, der die Tiefseereise unternimmt, «extreme Ehrfurcht» vor dem berühmten Schiffswrack habe und «wenn überhaupt, dann jeder, der dorthin geht, dorthin geht, um die Erinnerungen zu bewahren und die Grabstätte selbst zu dokumentieren». Er ergänzte, der beste Weg, die Erinnerungen an die verstorbenen Passagiere zu bewahren, bestehe darin, die Ereignisse zu untersuchen und daraus zu lernen.
James Cameron sieht Parallelen zu 1912
Der Hollywood-Regisseur und Tiefsee-Entdecker James Cameron sieht Parallelen zwischen dem Unglück des Tauchboots Titan und dem Untergang des Luxusdampfers Titanic im Jahr 1912.
«Titan, Titanic, wissen Sie, der Grössenwahn, die Arroganz. Das ist alles wieder da», sagte Cameron der BBC in einem am Freitag ausgestrahlten Interview. Es habe «ziemlich lautstarke Warnungen» aus Expertenkreisen gegeben, die in den Wind geschlagen worden seien. «Es ist eine grosse Ironie, dass da jetzt ein weiteres Wrack neben der Titanic liegt, und zwar aus dem gleichen Grund» – weil die Warnungen nicht beachtet worden seien, sagte Cameron.
Cameron, der im Jahr 1997 mit seinem Hollywood-Film über das Schicksal des Luxusdampfers Titanic grosse Erfolge feierte, gilt selbst als erfahrener Tiefsee-Entdecker. Er tauchte selbst 33 Mal zum Wrack der Titanic.
Schock-Aussage von Ocean-Gate-CEO
Nachdem klar ist, dass das U-Boot Titan unter dem immensen Wasserdruck implodiert ist und alle Insassen tot sind, schockiert eine Aussage vom Ocean-Gate-Chef. Er habe Kohlefaser und Titan kombiniert, obwohl man das so eigentlich nicht macht.
FBI-Experte: Grossteil des Bootes muss geborgen werden
Der FBI-Experte Bobby Chacon (Twitter)
Während die Behörden weiterhin nach Trümmern des Titan-Tauchboots suchen, bleiben viele Fragen offen, darunter auch, wann die Implosion stattfand und was genau mit dem U-Boot schief gelaufen ist.
Bobby Chacon, pensionierter FBI-Spezialagent und ehemaliger Leiter des FBI-Tauchteams, sagte gegenüber CNN, dass ein Trümmerfeld wie das von den Suchteams entdeckte durch eine fast gleichzeitige Implosion und Explosion des Tauchboots entstanden sein könnte.
«Was passiert, ist die Implosion … und dann gibt es gleichzeitig eine Explosion, weil sich Dinge im Inneren befinden, wie zum Beispiel Sauerstofftanks», sagte Chacon. «Die beiden Dinge, die sie fanden – die Kegel oder die Kappen dieses Schiffs – waren aus Titan. Sie wurden also nicht zerstört ... Dann zerfiel die Kohlefaserhülle, aus der der grösste Teil dieses Schiffs bestand, bei der Implosion-Explosion.» Chacon fügte hinzu, dass man nicht wissen könne, was mit dem Tauchboot passiert sei, «es sei denn, man birgt den Grossteil des Schiffs».
Familie von Paul-Henri Nargeolet würdigt «aussergewöhnlichen Mann»
Die Familie des bei der fatalen Implosion des U-Boots Titan umgekommenen Tauch-Experten Paul-Henri Nargeolet (†77) hat den Franzosen als «einen der grössten Tiefseeforscher der modernen Geschichte» gewürdigt. In einer Erklärung gaben die Hinterbliebenen an, dass ihre Herzen gebrochen seien.
Nargeolet sei ein «aussergewöhnlicher Ehemann und Vater» gewesen. «Wenn Sie an die Titanic und alles, was wir heute über das Schiff wissen, denken, werden Sie an Paul-Henri Nargeolet und sein legendäres Werk denken», erklärten sie ferner.
Er werde «am meisten wegen seines grossen Herzens, seines unglaublichen Sinns für Humor und wie sehr er seine Familie liebte» in Erinnerung bleiben. «Wir werden ihn heute und jeden Tag für den Rest unseres Lebens vermissen.» Sie äusserten zudem ihren «aufrichtigen Dank» an die Such- und Rettungsmannschaften und ihr Mitgefühl für die Familien der vier anderen Männer, die an Bord verloren gingen.
Navy-System hat Implosion der Titan wohl gehört
Ein akustisches Unterwassererkennungssystem der US-Navy hat US-Berichten zufolge die Implosion des Tauchboots Titan bereits am Sonntag registriert.
«Die US-Marine führte eine Analyse der akustischen Daten durch und entdeckte eine Anomalie, die auf eine Implosion oder Explosion in der allgemeinen Umgebung des Einsatzorts des Titan-Tauchboots zurückzuführen war, als die Kommunikation unterbrochen wurde», sagte ein Sprecher dem Sender ABC.
Titan-Passagiere wohl bereits seit Sonntag tot
Wie das «Wall Street Journal» berichtet, waren die Signale von einem streng geheimen akustischen Erkennungssystem des Militärs empfangen worden. Das System soll feindliche U-Boote aufspüren. Die Signale seien Stunden, nachdem das Tauchboot seine Reise begonnen hatte, registriert worden.
Der Kontakt der Titan zum Mutterschiff war rund eineinhalb Stunden nach Beginn des Tauchgangs abgerissen.