Sonntag, 5. Mai 1946
Das Zürcher Stimmvolk will einen Flughafen. An der Urne sagen 105'703 Personen Ja zum Kredit über 36,8 Millionen Franken für den Bau des Flughafens Zürich. Dem gegenüber stehen 29'373 Nein-Stimmen. Ein Jahr zuvor hatte der Kanton Zürich dem Bund 655 Hektaren des Waffenplatzgeländes abgekauft. Kostenpunkt: 10 Millionen Franken.
Montag, 1. Juli 1946
Die Bauarbeiten beginnen. In knapp zwei Jahren entsteht der grösste Landesflughafen der Schweiz. Bis zu 1200 Bauarbeiter stehen im Einsatz. Sie heben eine Million Kubikmeter Erde aus und verbauen 1,23 Millionen Kubikmeter Kies aus dem nahe gelegenen Holberg. Das Material wird für den Bau von zwei Pisten benötigt.
Montag, 14. Juni 1948
Der Flughafen Zürich erlebt seine Feuertaufe. Am Eröffnungstag landet der erste Flieger. Es handelt sich um eine Douglas DC-4 der Swissair aus Kairo. Kurz darauf gelingt der erste erfolgreiche Startversuch. Eine DC-4 hebt nach London ab. Zu Beginn ist nur eine Piste in Betrieb und der Flughafen heisst noch Flughafen Kloten.
Im November 1948 wird auch die zweite Piste eröffnet. Man nennt sie Blindlandepiste, weil hier dank des Instrumentenlandesystems auch Landungen bei schlechter Sicht möglich sind. Passagiere werden in einem provisorischen Barackendorf abgefertigt. Erst fünf Jahre später werden sie durch ein Passagierterminal ersetzt. Weil der Kredit nicht genügt, spricht das Stimmvolk im Mai 1950 einen Nachtragskredit von 18,6 Millionen Franken.
Sonntag, 23. Juni 1957
Die Verantwortlichen des Flughafens kämpfen mit einem grossen Problem: Ihre Pisten sind zu kurz für die neuen Jets, die mehr Leute transportieren können. Dank einem 75-Millionen-Kredit soll der Ausbau des Flughafens gelingen. Doch das Stimmvolk stellt sich quer, lehnt das Vorhaben an der Urne ab. Dabei wächst der Flughafen rasant. Zehn Jahre nach der Eröffnung hat sich die Anzahl Passagiere mehr als verfünffacht. 1958 sagt das Stimmvolk doch noch ja zu einem abgespeckten Kredit von 48 Millionen Franken.
Dienstag, 18. Februar 1969
Das erste Attentat am Flughafen Zürich. Vier Angehörige einer palästinensischen Widerstandsbewegung beschiessen eine startende Boeing 720 der israelischen El Al Airlines. Der Copilot und ein Attentäter sterben.
Ein Jahr später explodiert eine Bombe in einer Swissair-Maschine. Das Flugzeug stürzt bei Würenlingen AG ab. Alle 47 Insassen kommen ums Leben. Ermittlungen deuten auf einen Terroranschlag einer palästinensischen Widerstandsbewegung hin. Dieser war gegen die israelische El Al Airlines gerichtet. Ein paar Monate darauf wird ein von Zürich startendes Flugzeuge der Swissair von Terroristen der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) entführt. Das Gleiche geschieht mit drei anderen Maschinen, wobei eine Entführung misslingt. Nach langen Verhandlungen werden die rund 300 Geiseln freigelassen.
Donnerstag, 1. Januar 1976
Der Bau der dritten Piste ist abgeschlossen. Was dazumal bejubelt wird, sorgte später für Zoff mit Deutschland. Beim Bau nahm der Regierungsrat Rücksicht auf die lokale Bevölkerung und das Militär. Hätten sie sich für eine parallele Piste entschieden, wären gewisse Militäreinrichtungen beeinträchtigt geworden. Da eine knappe Abstimmung darüber erwartet wurde, wollte man das Militär nicht verärgern. Deshalb drehten sie die Piste leicht im Gegenuhrzeigersinn ab. Die Folge? Der Anflugkorridor führt nicht mehr über fast menschenleeres Gebiet, sondern direkt über das deutsche Dorf Hohentengen. 2003 eskalierte der Streit.
Sonntag, 1. Juni 1980
Nach einer knapp zehnjährigen Bauzeit gelingt dem Flughafen Zürich ein Meilenstein: der Anschluss an das Bahnnetz der SBB. Einen Monat vor der Eröffnung weiht die britische Queen Elizabeth II. in einem blauen Kleid den unterirdischen Bahnhof ein. Auch sonst wird fleissig gebaut. Es entstehen neue Parkhäuser, eine neue Werft, eine neue Tankanlage und die Fracht wird erweitert.
Donnerstag, 31. Dezember 1987
Die Schallmauer ist geknackt. Erstmals sind über 10 Millionen Menschen in einem Jahr in Zürich gelandet oder von Zürich geflogen. Die Zahl steigt in den Folgejahren weiter rasant an.
Mittwoch, 14. November 1990
Eine Alitalia-Maschine stürzt beim Landeanflug auf Zürich-Kloten in den Stadlerberg. 46 Personen verlieren ihr Leben. Gemäss dem Untersuchungsbericht haben die beiden italienischen Piloten grundlegende Verfahrensregeln beim Anflug nicht eingehalten und Fehler mangelhaft analysiert. Der Flugkapitän habe wohl einen Höhenmesser falsch abgelesen.
Sonntag, 6. Dezember 1992
Das hauchdünne Volks-Nein (50,30 Prozent) zum EWR bringt die Swissair in Bedrängnis. Sie hat keinen freien Zugang zum europäischen Markt. Aus der Not heraus entsteht die Hunter-Strategie. Diese sieht vor, Allianzen mit anderen europäischen Airlines einzugehen, um auch die Interkontinentalflüge auszulasten. Als Folge sollte der Flughafen Zürich zu einem internationalen Umsteige-Hub werden. Tatsächlich stieg der Anteil Umsteige-Passagiere bis im Jahr 2000 auf 44,5 Prozent. Das Problem: Es wurden praktisch nur marode Fluggesellschaften gekauft, die alle stark sanierungsbedürftig waren. Dadurch hat sich die Swissair massiv verschuldet. Statt den geplanten 300 Millionen Franken gingen die Ausgaben die Milliarden.
Dienstag, 2. Oktober 2001
Der letzte Tag der Swissair. Kurz nach dem Mittag wird der Flugbetrieb eingestellt. Um 16.15 Uhr folgt die legendäre Ansage über die Lautsprecher: «Meine Damen und Herren, liebe Fluggäste. Aus finanziellen Gründen ist die Swissair nicht mehr in der Lage, ihre Flüge durchzuführen.» Es fehlt Geld für den Treibstoff. Rund 260 Maschinen bleiben am Boden. Es ist das bis dahin grösste Wirtschaftsdebakel der Schweiz. 2005 wird die Swissair von der deutschen Fluggesellschaft Lufthansa gekauft.
Donnerstag, 30. Oktober 2003
Die Lärm-Problematik ist ein ständiger Begleiter des Flughafens. Ende Oktober 2003 müssen die Verantwortlichen kurzerhand einen Notfallplan erstellen. Die Geschichte dahinter: Deutschland wehrt sich gegen die vielen Landeanflüge von Norden her über ihren Landesteil hinweg. Der Streit eskaliert. So verhängt Deutschland eine einseitige An- und Abflugsperre über deutschem Gebiet. An Arbeitstagen gilt sie von 21 bis 7 Uhr und an Wochenenden von 20 bis 9 Uhr. Daher ist der Flughafen Zürich gezwungen, noch mehr Südanflüge zu koordinieren. Das kommt in der Schweizer Bevölkerung nicht gut an. Immer wieder finden Demonstrationen gegen den Fluglärm statt. Es werden Abstimmungen lanciert, die alle verloren gehen.
Donnerstag, 5. November 2020
Um den Flughafen entsteht ein neuer Stadtteil. Fünf Jahre und einen Monat nach dem Baustart wird The Circle eröffnet. Das Flughafen-Quartier beherbergt Restaurants, Shopping-Läden, ein Fitnesscenter, eine Kita und Hotels sowie vieles mehr. Der Flughafen Zürich wird zu einer Erlebniswelt, die viel genutzt wird. 2022 sind 22,6 Millionen Passagiere über den Flughafen Zürich geflogen. Zum Vergleich: 2018 waren es über 30 Millionen Personen. Dafür verantwortlich sind unter anderem die Nachwehen der Corona-Pandemie.