Auf einen Blick
- Gefahr durch Weltraumschrott wächst mit zunehmenden Satellitenstarts
- Japanischer Frachter 1969 von sowjetischem Weltraumschrott getroffen
- 1978 verteilte ein sowjetischer Satellit radioaktive Trümmer über Kanada
Die Gefahr lauert im All. Sie wird auch nicht kleiner, weil von der Erde immer mehr Satelliten und Raketen in den Weltraum geschickt werden. Und vieles, was nach oben geht, kommt irgendwann auch wieder runter. Das jüngste Beispiel dafür waren zahlreiche Sichtungen des Wiedereintritts des Starlink-Satelliten-2382 von Dienstagnacht.
Zwar sollten Raketen und Satelliten beim Wiedereintritt verglühen, zerfallen und unschädlich werden – dass das nicht immer der Fall ist, beweisen Vorfälle seit 1969.
Japanischer Frachter von Weltraumschrott getroffen
Im Juli 1969 haben japanische Diplomaten bekannt gegeben, dass ein japanischer Frachter einen Monat zuvor von Wrackteilen eines sowjetischen Raumschiffs getroffen wurde. Wie die «New York Times» berichtet, wurden dabei fünf Crewmitglieder schwer verletzt. Tokio soll diese Informationen erst geheim gehalten haben, um einen Zwist mit Moskau zu vermeiden.
Millionen für radioaktive Trümmer
Im Jahr 1978 stürzte der atomgetriebene sowjetische Satellit Cosmo 954 auf die Erde und verteilte radioaktive Trümmer über grosse Teile Kanadas. Die aufwendige Suche nach den winzigen radioaktiven Teilchen kostete am Ende fast 14 Millionen kanadische Dollar – umgerechnet knapp neun Millionen Schweizerfranken.
Gemeinde brummt Nasa Busse auf
In Westaustralien brach 1979 die erste Raumstation der Nasa beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre auseinander und verteilte ihre Trümmer über die Bauerngemeinde Esperance. Der dort ansässige pensionierte Landwirt Brendan Freeman meinte, es sei «das beste Feuerwerk, das man je gesehen hat» gewesen.
Zwar entstand durch die Trümmer kein grösserer Schaden, aus Witz verhängte die Gemeinde trotzdem eine Geldstrafe in der Höhe von 400 Dollar. Empfänger? Die Nasa. Der Grund? Littering (das Liegenlassen von Abfall). Wie «ABC News» schreibt, wurde die Busse jedoch nie von der Nasa beglichen. Man vermutete Angst vor Präzedenzfällen. Ein amerikanischer Radiomoderator allerdings startete einen Spendenaufruf und sammelte das Geld auf eigene Faust. Er reiste höchst persönlich in die australische Gemeinde und übergab dort den Scheck.
Riesen-Knall in Kalifornien
Im Norden Kaliforniens krachte 1987 ein über zwei Meter langes Metallrohr in eine Gasse neben einem Wohnhaus. Den Knall hörte ein dort wohnhafter pensionierter Flugzeugmechaniker. Der Aufprall klang wie ein Schuss, schreibt die «Washington Post». Bei dem Objekt handelte es sich höchstwahrscheinlich um ein Stück einer sowjetischen Rakete, wie Analysten der Air Force herausfanden.
Vermeintliche Sternschnuppe streift Passantin
In Tulsa, im US-Staat Oklahoma, wurde 1997 eine Frau von einem Trümmerteil an der Schulter getroffen. Sie war mit Freunden zu Fuss unterwegs, als sie etwas über den Himmel rasen sah, dass sie für eine Sternschnuppe hielt. Das fliegende Objekt traf die Frau an der Schulter. Verletzt wurde sie aber nicht. «Ich glaube, ich hatte Glück, dass es nicht so schwer war», erklärte sie Jahre später. Das Stück, das wohl von einer US-Delta-Rakete stammte, behielt sie als Andenken. Im Guinness-Buch der Rekorde wird die Frau als «Die erste von Weltraumschrott getroffene Person» geführt.
Aus einer Studie, die die University of British Columbia vor zwei Jahren veröffentlichte, geht hervor, dass eine sechs- bis zehnprozentige Wahrscheinlichkeit besteht, dass in den nächsten zehn Jahren ein Mensch durch Weltraumschrott schwer verletzt oder gar getötet wird.
Die Berechnungen beträfen laut Dr. Michael Byers, Professor am Institut für Politikwissenschaft der UBC nur die Wahrscheinlichkeit der Opfer am Boden. Worst-Case-Szenarien, was zum Beispiel wäre, wenn ein Trümmerteil ein Flugzeug trifft, würden darin nicht berücksichtigt.
Da immer mehr in den Weltraum geschickt wird, vergrössere sich die Gefahr proportional. Die Regierungen müssten gemeinsam handeln und Massnahmen entwickeln, welche die Raketen sicher zur Erde zurückführen.
Dies generiere zwar höhere Kosten, könnte aber Leben retten. Hauptautor Byers fragt: «Darf man den Verlust von Menschenleben als blosse Geschäftskosten betrachten oder ist es etwas, das wir nach Möglichkeit schützen sollten?». Er ist überzeugt, dass man präventiv handeln könnte.
Aus einer Studie, die die University of British Columbia vor zwei Jahren veröffentlichte, geht hervor, dass eine sechs- bis zehnprozentige Wahrscheinlichkeit besteht, dass in den nächsten zehn Jahren ein Mensch durch Weltraumschrott schwer verletzt oder gar getötet wird.
Die Berechnungen beträfen laut Dr. Michael Byers, Professor am Institut für Politikwissenschaft der UBC nur die Wahrscheinlichkeit der Opfer am Boden. Worst-Case-Szenarien, was zum Beispiel wäre, wenn ein Trümmerteil ein Flugzeug trifft, würden darin nicht berücksichtigt.
Da immer mehr in den Weltraum geschickt wird, vergrössere sich die Gefahr proportional. Die Regierungen müssten gemeinsam handeln und Massnahmen entwickeln, welche die Raketen sicher zur Erde zurückführen.
Dies generiere zwar höhere Kosten, könnte aber Leben retten. Hauptautor Byers fragt: «Darf man den Verlust von Menschenleben als blosse Geschäftskosten betrachten oder ist es etwas, das wir nach Möglichkeit schützen sollten?». Er ist überzeugt, dass man präventiv handeln könnte.
Tote Astronauten und kaputte Dächer
Vor 21 Jahren starben sieben Astronauten an Bord der Raumfähre Columbia, als diese beim Eintritt in die Erdatmosphäre auseinanderbrach. An den Orten, an denen Trümmer landeten, errichteten Menschen improvisierte Gedenkstätten. Menschen entlang der Gegend zwischen Texas und Louisiana behaupteten, Teile der Raumfähre seien auch in einem Stausee gelandet. Weiter sei das Dach einer Zahnarztpraxis in Mitleidenschaft gezogen worden, als ein Trümmerteil dieses durchschlug.
In einer umfangreichen Suchaktion wurden rund 84'000 Trümmerteile gefunden und versucht, das Drama zu rekonstruieren. Ein Wrackteil landete auch auf Ebay. Der geschmacklose Anbieter wollte dieses für 10'000 Dollar verkaufen, wie die «Washington Post» schreibt.
Grosse Neugier an Elfenbeinküste
Eine chinesische Rakete raste 2020 zurück zur Erde, berichtete «Spiegel». Erste Berechnungen sagten zwar voraus, dass diese im Atlantik landen sollte, einige Trümmerteile aber trafen das Dorf Mahounou an der Elfenbeinküste. Ein fast zwölf Meter langes Stück Schlauch war zu bestaunen. Verletzt wurde dabei niemand.
Fischer findet Trümmer
Im Frühjahr 2021 landete Weltraumschrott auf einer Farm im US-Bundesstaat Washington. Dort hinterliessen die Trümmer, die am Himmel aussahen wie Sternschnuppen, zehn Zentimeter tiefe Dellen. Auch am Strand fand ein Fischer Teile aus dem Weltraum. Es wird vermutet, dass die Überbleibsel vom SpaceX-Start stammte. Bestätigt wurde dies aber nie.